Sa. Apr 20th, 2024
Das doppelte Lottchen Dschungel Wien Junge Kritik
Print Friendly, PDF & Email

Das doppelte Lottchen Dschungel Wien Junge Kritik

Das doppelte Lottchen /// Ein Forschungsstück frei nach Erich Kästner /// Oldenburgisches Staatstheater & makemake produktionen /// Dschungel Wien /// 8+ /// Elisabeth Hochwarter

Keine Verwechslungskomödie zum Zurücklehnen ist Das doppelte Lottchen von makemake produktionen in Zusammenarbeit mit dem Oldenburgischen Staatstheater.

In dem „Forschungsstück frei nach Erich Kästner“ geht es dem Ich an die Substanz. Lotte und Luise schauen in einen Spiegel und erstaunen über ihr sehr ähnliches Äußeres und beginnen auch ihr Inneres zu erkunden. Die eine liebt die Berge, die andere liebt Palatschinken, die eine legt die Socken gewissenhaft zusammen, die andere verteilt sie mit Gewissheit im ganzen Raum. Das kindliche Staunen treibt philosophische Fragen über das „Ich“ voran: „also wenn ich das Ich bin, kann ich das Ich ja nicht haben weil ich es ja bin die es hat – ich kann ja nicht sein was ich hab – zum Haben braucht´s jemanden der hat und etwas dass man haben kann“. An solchen Stellen wäre ein zweites Ich ganz hilfreich. Aber es geht auch mit Humor: Ich bin durch dich ein Ich. Muss ich also durch dich hindurch?

Die Fragen nach dem Ich und dem Du sind auch in der Choreographie präsent. Synchrone und auseinanderlaufende Tanz- und Turneinlagen der nimmermüden Zwillinge schaffen Verschnaufpausen. Bildlich schön und inhaltlich passend ist die Idee eines Kokons, aus dem Beine und Arme wachsen und in den Lotte und Luisa tanzend immer wieder hineinschlüpfen.

Gepresst wirkt der Teil, in dem doch noch Kästners Geschichte nachgespielt werden soll. Lotte fährt als Luise Palfy nach Wien und Luise fährt als Lotte Körner nach München und natürlich taucht auch die neue Freundin des Vaters auf. Alle diese Personen werden von den ohnehin schon atemlosen Darstellerinnen Martina Rösler und Michèle Rohrbach verkörpert. Das ist dann doch etwas zu viel und dem Stück nicht zuträglich: es bricht entzwei. Mehr Mut zum Ich des Stücks hätte davor bewahrt.

Nach Erich Kästner in einer Fassung von Sara Ostertag und Matthias Grön | Aufführungsrechte: Verlag für Kindertheater Weitendorf GmbH, Hamburg | Inszenierung: Sara Ostertag | Ausstattung: Birgit Kellner, Nanna Neudeck | Musik: Simon Dietersdorfer | Dramaturgie: Matthias Grön | Theaterpädagogik: Hanna Puka | Darstellerinnen: Martina Rösler, Michèle Rohrbach

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert