Di. Apr 16th, 2024
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schwarzweißlila /// von Volker Schmidt /// Dschungel Wien /// 10+ /// Theresa Luise Gindlstrasser ///

Lila ist zehn Jahre alt, musste soeben mit ihrer Mutter in die Kleinstadt ziehen und hat einen Papa aus Afrika. Aber das ist doch ein Kontinent und kein Land. Eben, mit solcherlei Unwissenheit und allen damit verbundenen Rassismen wird Lila am neuen Wohnort konfrontiert. Das Theaterstück „schwarzweißlila“ von Volker Schmidt erhielt 2007 den Berliner Kindertheaterpreis und wurde nun am Dschungel Wien vom Autor selbst inszeniert.

Der pädagogische Impetus liegt klar zu Tage: schwarz, weiß, lila, alles oke. Bis aber nach mehr als 90 Minuten alles oke geworden ist, spielt sich Nancy Mensah-Offei als Lila trotzig durch alle Widrigkeiten. Für ihre Mutter ist das alles ein bisschen kompliziert. Mira Tscherne lässt ihre Stimme nach oben zerbrechen und ist als diese Mutter zuständig für die Zerstörung des Bühnenbildes. Endlich nämlich gegen Ende kracht die große Wand aus weißen Umzugskartons zusammen. Bis dahin wurden schon etliche entwendet und für den Nachbau einer Stadt verwendet. Per Projektion und Puppenspiel erhält diese Kulisse große Lebendigkeit.

Durch die Stadt und in Richtung Bahnhof läuft Lila nämlich irgendwann und will sich endlich auf die Suche nach ihrem Vater begeben. Anstatt dessen trifft sie auf Basuro aus Ghana der jetzt im Asylheim der Stadt wohnt. Warum genau Futurelove Sibanda als Basuro sich dann doch für eine Freundschaft gewinnen lässt, wird nicht recht ersichtlich. Will er doch eigentlich nur seine Ruhe und vor allem nichts von Afrika wissen. Beim finalen Geburtstagsparty-Showdown, die weißen Kisten bilden mittlerweile einen großen Tisch, ist er dann doch dabei. Und Lila erfährt von der Mutter in Bedrängnis die Geschichte über den Verbleib ihres Vaters.

Der wichtigste Satz des Abends lautet: „Na und?“. So antwortet Lila auf das Vorurteil: „Aber du bist doch ein Mädchen!“. Dass sie bezüglich ihrer Hautfarbe nicht mit derselben utopischen Gleichgültigkeit auftreten darf, macht aus dem übervoll und überaus lustigen Abend eine Leidensgeschichte. Selbstermächtigung aber inklusive.

Autor, Regie: Volker Schmidt | Ausstattung: Thea Hoffmann-Axthelm | Choreografie, musikalische Leitung: Futurelove Sibanda | Licht: Stefan Enderle | Betreuung Puppenspiel: Viviane Podlich | DarstellerInnen: Nancy Mensah-Offei, Mira Tscherne, Sven Kaschte, Josef Mohamed, Futurelove Sibanda

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