Sa. Apr 20th, 2024
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Rumpelstilzchen /// Rabenhof Theater Wien /// 6+ /// Timon Mikocki

Im Rabenhof spielt man derzeit Rumpelstilzchen als poppige Parabel um Geiz und Macht. Es gibt Pyrotechnik, clevere Raumnutzungsweisen, eine reizende Lieselotte und allerlei sprachlichen und szenischen Witz, dabei schöne Diversität und gelungenes Timing. Das zur Fairness gemahnende Märchen wird hier mit allen Registern herausposaunt. Inszenatorisch wurde eine stimmige Ausgewogenheit zwischen heiterem Klamauk und realistischem Tiefsinn mit Spannnungseinsprengseln gefunden: Der gelungene, geflügelte Slapstick sorgt für viele Lacher, nimmt aber nicht die Möglichkeit zur Identifikation. Neben der bunt verspielten und vielgestaltig einsetzbaren Ausstattung, die durch einfache Lösungen überzeugt, sind es vor allem die Schauspieler, die für die solide Wirkung verantwortlich sind. Allen voran Sebastian Pass, der als chronisch genervter, blasierter König und als Rumpelstilzchen energietechnisch auftrumpft. Es wirkt als ob die Hauptrolle des hyperventilierenden, anrührlichen, dabei aber gleichzeitig tuntig und hämisch auftretenden Rumpelstilzchen ihm sehr zusagt. Das Kostüm ist eine ansehnliche Mischung aus Waldmännchen, Hipster und Gangsta (er trägt Mütze, Sneakers, Umhängetasche und goldene Zähnoberflächen). Er schlägt freilich gehörig über die Strenge, aber das verlangt die Rolle ja auch. Man hat zu diesem Zeitpunkt schon seine menschliche Seite kennengelernt und folglich sogar Mitleid mit ihm. Vielleicht ist es auch ein Zeitmerkmal, dass (selbst vorgeführte) Emotionsentladung angesichts des gegenwärtigen Drucks befreiend wirkt. Auch Michael Schusser macht als Prinz Eduard gute, zimperlige, dabei vertrauliche Figur; und große Sympathie erweckt der Müllermeister Bernhard Majcen. Dass neben diesem männlichen Dreigespann Saskia Klar strahlt und bezaubert, ist nicht nur dem Kontrast, sondern auch ihrer Nähe zum Publikum und der einprägsamen Stimme zu verdanken. Eine rasante, laute, stellenweise auch schräg-schaurige und pompöse Inszenierung, die nichts vermissen lässt, sondern am Ende sogar noch eins drauf setzt.

Schauspiel: Saskia Klar, Bernhard Majcen, Sebastian Pass, Michael Schusser; Buch und Regie: Roman Freigaßner-Hauser; Ausstattung: Dominique Wiesbauer; Kostüme Miriam Draxl; Musik: Josch Russ

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