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„Die drei Räuber“ ///

Das aktuelle Kinderstück im Kabarett Niedermair ist eine Adaption von Tomi Ungerers Klassiker „Die drei Räuber“. Schwungvolle Lieder, Situationskomik und eine, trotz mancher verstaubter Motive, relevante Story gibt es jeden Samstag und Sonntag für alle ab 5 Jahren. /// Katrin Hammerl ///

Die Theaterfassung orientiert sich weitgehend am 2007 erschienenen Film, der durch stimmungsvolle Animationen beeindruckt. Ganz anders im Kabarett Niedermair: Zu dessen minimaler Bühnentechnik passt die reduzierte Lösung von Regisseurin Michaela Obertscheider und ihrem Team. Ein Tisch wird mit aufsetzbaren Holzteilen zur Kutsche, Höhle oder Rübenpresse; Holzschablonen dienen als Requisiten wie Brief, Beil oder Rübe. Licht lässt die Orte wechseln und manch ein Lied hat auch erzählende Funktion (Musik: Wolfgang Peidelstein). Die fünf DarstellerInnen spielen, teilweise in wechselnden Rollen, die Geschichte des Waisenkindes Tiffany, die bei drei Räubern wohnt und mit diesen am Ende das Waisenhaus übernimmt. Eine Geschichte über kindliches Aufbegehren und die Freiheit, selbst zu entscheiden.

Die Originalfassung erschien vor 40 Jahren und einige Begriffe klingen auch danach, aber das Team hat sich um Aktualisierung bemüht. Seitenhiebe an alternativen Schulformen amüsieren zwar eher das erwachsene Publikum; doch auch die zahlreichen Wortwitze und Sprachspiele wurden um neue erweitert und gekonnt mit typisierender Figurenzeichnung und Situationskomik verbunden. Da kann über eine dumme Frage oder eine Prügelei der Räuber genauso gelacht werden wie über ein falsch ausgesprochenes Wort.

Obertscheider selbst spielt die böse Tante des Waisenhauses. Mit verzerrter, bitterer Miene raunt sie ins Publikum „Ich liiiiebe euch, meine Waisenkinder.“ Schade, dass sie diese Zweideutigkeit nicht der Interpretation des Publikums überlässt, sondern direkt beleidigend wird. Da muss sich das junge Publikum als Reaktion auf seine laute Teilnahme am Bühnengeschehen Aussagen wie „Du blödes Klugscheißer-Kind“ gefallen lassen. Das Herausstreichen dieser im Märchen-Genre festgefahrenen Figur trägt leider weder zum roten Faden noch zur Aktualität des Stückes bei. Und wenn auch nicht alle interaktiven Momente ihre Berechtigung finden – bemerkenswert bleibt, dass die Inszenierung nicht nur Sprache zum Thema macht, sondern auch Theater als Ort der Begegnung ernst nimmt. Einzelne Szenen werden mitten im Publikumsraum gespielt. Das bringt Abwechslung und auch Nähe zu den Figuren und wieder die Möglichkeit, auf sie zu reagieren. Der Buchinhalt wird auf diese Weise zur konkreten Situation: Kinder sind oft eigenständiger als Erwachsene, – und sie sollen mitreden dürfen.

Premiere: 26. Oktober 2013

Regie: Michaela Obertscheider ; Assistenz: Daniel Karanitsch, Katharina Gerlich; Musik: Wolfgang Peidelstein; Bühne und Kostüm: Katrin Gross; DarstellerInnen: Viktoria Hillisch, Michaela Obertscheider, Martin Purth, Philip Wacker, Florian Werkgartner

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