Spiel mit dem Wind – Simone Kühle /// Dschungel Wien /// 14+ /// Timon Mikocki
Vier junge Frauen winden sich gegen den Widerstand einer Windmaschine an- und ineinander, aufeinander zu und voneinander weg. Sie beginnen zu Urzeiten des Lebens und stoßen nach und nach auf große Fragen der Menschheit. Das alles stumm, körperlich, in verschiedenen Konstellationen, Rollen, Positionen.
Weil dieser Tanz abstrakt ist und hier auch nicht versucht wird, die Phantasie der Zuschauer mit Bedeutung zu überlagern, erfordert die Sinngebung große Aufmerksamkeit. Gesprochen wird nur, um die Schwebe mit philosophischen Fragen zu durchlöchern; Sind wir schon zu viele? Und wenn ja, wer? Immer der andere. So ergibt sich eine spielerische Auseinandersetzung mit Fragen der Konformität und Zusammengehörigkeit. Bevor man zu sehr ins Grübeln über die metaphorischen Kräfte kommt, zerstreut die Gruppe die Gedanken zugunsten leichterer Szenen oder tanzt zu fein ausgesuchter, düster-sphärischer Musik. Fulminant wird es, wenn am Ende aus vorher im Raum gefundenen Teilen durch Teamwork ein riesiges Windrad entsteht und aufs Publikum gerichtet wird. Wer bei den schwer deutbaren Bewegungen am Anfang noch gedöst hat, ist jetzt wach.
Die Tänzerinnen agieren couragiert und ausdrucksstark, können aber die Spannung nicht immer auf das Publikum übertragen. Wenn man weiß, dass das Stück selbst finanziert wurde, fällt das aber wenig ins Gewicht. Schön abstrakt und nah zugleich, spielerisch leicht und basal ernst, so hat Simone Kühle ihr Stück angelegt. Es ist ihr gut gelungen.
Konzept, Choreografie: Simone Kühle; Windrad: Mathias Beiglböck; Co-Choreografie, Tänzerinnen: Laura Amtmann, Cäcilia Färber, Raffaela Gras, Sophie Hörmann