Fledermäuse
SchallundRauchAgency | Dschungel Wien | 4+ | von Lisa Müller
Dieses Stück beginnt ganz anders als sonst.
Ich stehe inmitten der Publikumsmenge auf der Bühne und werde angewiesen leise zu summen. Sogar das kleine Baby in den Armen seiner Mama gibt summähnliche Geräusche von sich. Gegenüber – dort, wo sonst die Zuschauer sitzen – hängen die Darsteller:innen kopfüber von den Sitzen, wie Fledermäuse in einer Höhle. „Hey, ich glaube, hier ist etwas verkehrt!“, rufen sie erstaunt. Schnell wird getauscht: Publikum in den Saal, Schauspieler:innen auf die Bühne.
Und schon kann das eigentliche Stück beginnen.
Nach diesem originellem Einstieg taucht das junge Publikum in den folgenden 50 Minuten in die Welt der Fledermäuse ein. Im gleichnamigen Stück „Fledermäuse“ werden auf spielerische und lebendige Weise Verhaltens- und Lebensweisen der geflügelten Tiere vermittelt. Ganz nebenbei wird auch das Klischee vom gefährlichen Vampir aufgelöst. Gemeinsam begeben sie die Darsteller:innen auf die Suche nach einem sicheren Schlafplatz- ein Unterfangen, dass sich als gar nicht so einfach herausstellt. Die eine Ecke ist zu hell und in der anderen ist einfach nicht genügen Platz für alle. Großteils folgt das Stück keiner linearen Handlung, sondern lebt von seinem Kollagencharakter: kurze Szenen, musikalische Einsprengsel, Bewegung, und kleine Infohäppchen fügen sich zu einem bunten Ganzen. Dabei flitzen die Fledermäuse zur Batmanmusik mit Sonnenbrille und dunklem Cape über die Bühne, erkunden sie mit Taschenlampen oder geben ihre Lieblingsschimpfwörter zum Besten-im Ultraschall, versteht sich. Ob gesungen, auf der Violine gezupft oder gestrichen: Die musikalische Umsetzung überzeugt durch Qualität und Vielfalt. Auch das Publikum darf unter Anleitung mitsummen und mitsingen. Insgesamt zeichnet sich ein rundes Bild eines einfachen Stücks, das zwar nicht sonderlich in die Tiefe geht, aber mit seinen liebenswerten Charakter und – ganz im Zeichen des Strauß-Jahres – durch Musikalität und aktive Publikumseinbindung punktet. Wünschenswert wäre ein klarerer dramaturgischer Bogen gewesen, um die charmanten Einzelszenen stärker miteinander zu verbinden und ihnen mehr inhaltliches Gewicht zu geben.
REGIE: Gabriele Wappel | PERFORMANCE + TANZ + MUSIK+ STÜCKENTWICKLUNG: Sara Wilnauer-Leitner, Janina Sollmann, Joachim Rigler, René Friesacher, Michael Haller | REGIEASSISTENZ+ MUSIKALISCHE MITARBEIT: Petra Slottová, Elina Lautamäki | MUSIKALISCHE LEITUNG: Joachim Rigler | DRAMATURGIE: Janina Sollmann | RAUM: Michael Liszt | KOSTÜM. Afra Kirchdorfer | DRAMATURGISCHE BERATUNG: Frans Poelstra | LICHT: Michael Zweimüller | KÜNSTLERISCHE MITARBEIT: Silvia Auer | LEITUNG+ WORKSHOPS+ AUSTAUSCH MIT SCHULEN: Martin Wax | ORGANISATION + PRESSE+ WEBAUFTRITT: Lena Obenaus | KÜNSTLERISCHE LEITUNG DERSCHALLUNDRAUCH AGENCY: Janina Sollmann, Gabriele Wappel