„Katzen reimen sich auf Spatzen“ (Figurentheater LILARUM) ///
Joachim Plumfelt ///
Das LILARUM ist bekannt für seinen Stil: große „kuschelige“ Puppen, von „unsichtbaren“ SpielerInnen geführt, die Stimmen vom Band, der Stil der Direktorin Traude Kossatz klar erkennbar und die Inhalte im Konfidenzintervall [klassisches Märchen : zeitgenössische österreichische Kinderliteratur] angesiedelt. Soweit zur Marke. Wenn der Spielplan dann aber von 20 Kindergedichten verflochten zu einem Stück spricht, kommt eine Frage auf: Geht das?!
Mit „Katzen reimen sich auf Spatzen“ (UA 2006) stellt sich das LILARUM dieser Aufgabe.
Geheimnisvoll tauchen noch bei geschlossenem Vorhang Puppen an langen Stäben auf, flüstern wiederholt: Katzen reimen sich auf Spatzen! Was genau die Figuren darstellen, bleibt unklar, sie werden aber immer wieder kommen. Sind es Stabreime? Kurz darauf tut sich der Vorhang auf, es folgt ein abwechslungsreicher und einzigartiger Theater- und Gedichtereigen. Morgenstern, Goethe, Hofbauer, Jandl etc., gesprochen von Stars wie Annen Bennent, Martin Schwab und Wolfram Berger. Abfolge und Tempo sind dabei so geschickt aufeinander abgestimmt, dass es wirkt, als hinge das tatsächlich alles irgendwie zusammen, sähe man ein klassisches Bühnenstück. Der Sprachspaß quillt dem Spiel dabei aus allen Öffnungen, derer es ziemlich viele gibt: unterschiedlich große hellblaue Rechtecke, mit verschließbaren runden „Luken“, die immer wieder als Bühne auf der Bühne dienen, bilden das Bühnenbild. Puppen kommen von links und rechts sowie von unten und oben.
Zwischen jedem Gedicht bleibt eine kurze Pause, die das Gefüge aber nie ins Wanken bringt. Im Gegenteil: Die Pausen sind Konzept und Teil des Spiels. Ein Moment, in dem die Kinder aus dem einen Staunen herausfinden, Reim und Poesie verinnerlichen und den Geist für die nächste „gereimte Explosiong“ öffnen können. Von einer wischiwaschewäschewaschenden Waschmaschine zu einem wenig entscheidungsfreudigen Außerirdischen zu einem Allein-Schwein zu einem zehenwackelnden Riesen… nach ca. 50 Minuten schließt sich der Vorhang, die fünf PuppenspielerInnen – Chapeau! – verbeugen sich, das Publikum reimt weiter. Spätestens jetzt kennt man auch die Antwort auf die eingangs gestellte Frage: Es geht – Heidenspaß und Literaturkunde inklusive!
Wiederaufnahme: 5.Mai 2010 – Figurentheater LILARUM
Inszenierung: Traude Kossatz / Andrea Kufner; Puppen/Bühne: Traude Kossatz; Komposition: Fritz Keil; Puppenspieler_innen: Monika Bauer, Bettina Enzenhofer, Manuela Hämmerle, Susita Fink/Evgenia Stavropoulou, Werner Malli; Sprecher_innen: Wolfram Berger, Anne Bennent, Martin Schwab, Agnes Heginger, u.a.