Ein Interview mit dem Tänzer, Choreographen und Musiker Simon Mayer zu seiner Performance „Monkeymind“ /// Sara Schausberger ///

Junge Kritik: Was ist ein Monkeymind?

Simon Mayer: Ein Monkeymind ist ein unruhiger, gestresster Geist. Zum Glück besteht der Begriff aus positiven und negativen Eigenschaften. Und das gefällt mir so. Im Buddhismus gibt es den Affen und das Pferd. Der Affe sitzt im Kopf und springt herum. Das ist es, was symbolisch vorgeht, wenn man einen unruhigen Geist hat, da aber gleichzeitig auch dieses Neugierige, Kreative ist.

Junge Kritik: Du kommst eigentlich aus dem Tanz. Deine Performance „Monkeymind“ ist aber sehr textlastig.

Simon Mayer: Es ist mein erstes Stück, das in Richtung Schauspiel geht. Bei dem ich auch den Text selber schreibe.

Junge Kritik: Welche Rolle spielt die Sprache in „Monkeymind“?

Simon Mayer: Ich habe absichtlich Englisch als meine Ausgangssprache gewählt, weil Englisch nicht meine Muttersprache ist und ich mich nicht so sicher fühle, wie auf Deutsch. Der Charakter in „Monkeymind“ ist ein unsicherer Charakter, der nicht weiß, wie er sich ausdrücken soll und wie er dieses ganz Wichtige, das er zu sagen hat, ans Publikum bringen soll.

Im Probenprozess habe ich mich immer wieder in Situationen begeben, die mich leicht unsicher gemacht haben. Entweder habe ich den Text absichtlich nicht gut gelernt oder ich habe irgendetwas im Stück umstrukturiert, damit ich wieder gefordert war. Und das wird auch weiterhin so stattfinden.

Junge Kritik: Ist die Unsicherheit der zentrale Punkt der Performance?

Simon Mayer: Die Unsicherheit ist sicher einer der zentralen Punkte. Sie basiert auf einem Menschen, der gewisse Erfahrungen gemacht hat, der in einer gewissen Situation aufgewachsen ist und der den Drang verspürt etwas Wichtiges zu sagen. Auf Grund seiner Erfahrungen kommt er aber nicht raus mit der Sprache.

Zum Teil ist das auch meine eigene Geschichte. Weil ich mich oft nicht getraut habe zu reden und nicht die richtigen Worte gefunden habe.

Junge Kritik: Du hast „Monkeymind“ zuerst für ein erwachsenes Publikum im brut gezeigt und wirst jetzt für Kinder und Jugendliche spielen. Inwiefern ist die Version für ein junges Publikum anders?

Simon Mayer: Die Version für ein junges Publikum ist auf Deutsch. Ich habe es ins Hochdeutsche und Oberösterreichische übersetzt. Aber welche Sprache ich spreche, wird auch immer darauf ankommen, wo wir spielen. Es würde mich interessieren, immer die jeweilige Landessprache zu sprechen. Es hilft dem Charakter, wenn er nicht die Muttersprache spricht.

Deshalb bin ich gespannt, wie es wird, das Stück auf Deutsch – meine Muttersprache – zu spielen.

Junge Kritik: Warum für ein junges Publikum?

Simon Mayer: Ein weiteres Thema des Stücks ist dieses sich aus gewissen Systemen befreien, die einen zum stereotypen Erwachsenen machen und dieses Finden des inneren Kindes. Es geht um einen  Charakter, der sich in dem System, in dem wir leben, nicht wirklich zurechtfindet. In „Monkeymind“ ist ein hypersensibler Charakter, bei dem alle Umwelteinflüsse, die stattfinden, ankommen.

Das ist vielleicht genau das, was  bei der Premiere mit mir stattgefunden hat. Weil ich auch extrem sensibel bin. Und weil da plötzlich diese ganzen Einflüsse waren, die mich überfordert haben.

Junge Kritik: Wie hast du das Stück entwickelt?

Simon Mayer: Entwickelt hat sich das ganze, weil ich einen neuen Ansatz gesucht habe Stücke zu machen. Ich wollte einmal ganz ohne Druck arbeiten und habe den Musiker Pascal Holper gefragt, ob er mit mir ins Studio gehen mag. Und dann haben wir bei einer Residenz bei Im_flieger drei Wochen herumgeblödelt und ausprobiert, wie wir einen gemeinsamen Nenner finden können. Und jeder Tag dieser drei Wochen war super, weil er drucklos war und wir keine Deadline einzuhalten hatten.

Das ist jetzt auch der neue Weg für mich zu arbeiten. Drucklos.

Junge Kritik: Das heißt am Anfang gab es die Musik?

Simon Mayer: Genau. Wir haben uns gedacht, es wäre schön eine Performance aus der Musik zu machen, die wir im_flieger entwickelt haben. Ich habe dann angefangen zwischen den Nummern zu reden und so ist der Text entstanden. Und dann habe ich gemerkt, dass ich beim Reden total unsicher bin und so habe ich das zum Thema gemacht.

Junge Kritik: Wie habt ihr diese „Musik-Maschinen“ entwickelt, die ihr auf der Bühne benutzt?

Simon Mayer: Wir haben Zweckentfremdung betrieben. Lautsprecher kennt man normalerweise im Inneren von Boxen. Aber wir haben sie wie Schüsseln aufgestellt, und als sie Schüsseln waren haben wir Sachen hineingeworfen. Wir wollten Effekte, aber wir wollten sie nicht digital erzeugen. Und dann haben wir ein Ding nach dem anderen mitgebracht und ausprobiert und so ist das ganze Set entstanden.

zur Kritik: Auf unsicherem Terrain: Tonspuren und Kartongebilde /// Sara Schausberger

 

http://simon-mayer.tumblr.com/

Von Nora

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert