(c) Lukas Beck

„Fariba“ ///

Mit dem Ensemble TONVOLL und dem Popularmusik Orchester des Musikgymnasiums Wien stehen im muTh im Augarten über sechzig Kinder und Jugendliche im Musical „Fariba“ auf der Bühne.  /// Sebastian Rieger ///

Sie beschließen einfach einmal Familien zu tauschen: Eine Schulklasse bekommt von ihrer Lehrerin freie Hand, sich ein Projekt zum Thema soziale Ungerechtigkeit auszudenken und entwickelt daraus diese Idee von Umverteilung. Im Zuge dieses Versuches, der trotz einigen Widerstands bald an Popularität und Breitenwirkung gewinnt, lernt Dominik die Schwester seines persischen Gastbruders kennen – und verliebt sich prompt in Fariba. Inzwischen sieht sich sein gesundheitlich angeschlagener Vater einer Räumungsklage gegenüber.

Die vielen Figuren werden von Kindern und Jugendlichen unterschiedlichsten Alters und Größen gespielt. Die Älteren übernehmen dabei tendenziell die Rollen Erwachsener, aber es gibt auch die eine oder andere Überraschung. Die eindrucksvolle Fülle dieses Ensembles bemerkt man, wenn es sich für einige Lieder als Chor sammelt und zu simplen Choreographien singt.

Schnelle Wechsel zwischen verschiedenen Handlungsorten gelingen durch projizierte Hintergründe und ein paar Requisiten, die von den Darstellern gleich selbst aufgestellt bzw. abgeräumt werden.

„Fariba“ schließt mit seiner Geschichte an eine Vielzahl von aktuellen Debatten an, die nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene direkt betreffen. Da ist von Leistungsdruck die Rede, von ungerecht verteiltem Vermögen, Fremdenangst, Familientragödien, Nachhaltigkeit und Krisengesellschaft, etc.

Unter dieser Last an Themen leidet die Handlung. Probleme werden angerissen, besungen und lösen sich entweder einige Szenen weiter wieder auf oder bleiben schließlich unbeachtet, ohne dass je mehr als nur Oberflächliches darüber gesagt wird. Selten sind jene Momente, an denen die Darsteller ein ganz normales und plausibles Gespräch führen dürfen, ohne in sozialmoralischen Anweisungen gespickt mit politischen Fachbegriffen zu verfallen.

Es ist nichts Schlechtes, wenn ein Stück eine klare Aussage machen möchte, doch „Fariba“ hat den Charme eines vertonten Ethik-Lehrbuchs.

Dass dieser Ton stimmt, ist dem Popularmusik Orchester des Musikgymnasiums Wien unter dem Dirigenten Johannes Kerschner zu verdanken, das eine tolle Arbeit dabei leistet, die abwechslungsreiche Musik der vielen Songs zu präsentieren. Es sind eingängige Melodien mit flotten Rhythmen, die man gerne wieder hören möchte. Besonders erfreulich ist die emotionale Bandbreite von Liebe bis Trauer oder Wut, die bespielt wird und deren musikalische Entsprechungen sich dann in Anklängen etwa von Funk oder Rock wiederfinden.

Premiere: 1. Oktober im MuTh

Musik: Stephan Kerschbaum; Text: Bernhard Listabarth; Regie: Angelika Messner; Choreographie: Gisela Elisa Heredia; Dirigent: Johannes Kerschner; Bühnenbild: Bernhard Wallisch; Maske: Martina Fasching, Karin Bogner; Kostüm: Christine Eder, Lisa Janig, Susanne Quester, Heidi Wallisch, Angie Weikmann; Tontechnik: Patrick Polly, Hideo Sato; Licht: Bernhard Wallisch, Bernhard Listabarth, Hans Martinsich, Tobias Reinhold

 

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