Sa. Apr 27th, 2024
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(c) Ani Antonova

„Das Märchen vom alten Mann“ ///

Ein Musiktheater von Theater Montagnes Russes & ensemble LUX & DSCHUNGEL WIEN & WIEN MODERN /// Sebastian Rieger ///

Hilflos kann die Familie nur zusehen, wie der alte Mann (Klaus Huhle) durch ihr Haus eilt und seine Schritte zählt. So furchtsam und misstrauisch das Mann und Frau (Florian Stanek und Anna-Sophie Kostal) auch macht, so ist das Kind (Tom Kofler) vor allem neugierig, was der alte Mann denn sucht. Es ist ein spannendes Rätsel, denn ihm selbst scheinen die rechten Worte für eine Erklärung zu fehlen.

Die Eltern waren zufrieden mit ihrem neuen Haus und wünschen sich nichts mehr, als ein geordnetes, glückliches Leben.  Dem Kind werden abends liebevoll Zahlen eingetrichtert, damit einmal was aus ihm wird. Alles ist ein bisschen spießig, ein bisschen farblos, bis ein unerwarteter Gast in ihrem Heim auftaucht. Der alte Mann ist schweigsam und etwas zerlumpt, lässt sich nicht so einfach wieder hinauswerfen.

Bald wird klar, dass der Alte schon einmal an diesem Ort gewesen sein muss, vor langer Zeit. Und woran er sich erinnert, welche Träume und Ängste ihm hier einschießen, wird auf magische Weise wahr. So wird die kleine Familie unwillkürlich mitgerissen.

Das Bühnenbild suggeriert ein Haus aus mehreren papierdünnen weißen Wänden mit Öffnungen, die auch verhängt werden können. Anfangs stehen sie, verschieden groß, hintereinander gestaffelt zu mehreren Fenstern und schmalen Durchgängen, doch diese Ordnung ist auch nur dem Treiben des alten Mannes unterworfen. Seine Gedankenwelt wird oft mittels Projektionen auf den Wänden intelligent sichtbar gemacht, in Form einfacher Zeichnungen oder als eine Art Schattenspiel.

Von Beginn an sind die Musiker am hinteren Ende der Bühne sichtbar. Zwei Violinen und ein Cello begleiten das Stück nicht nur bei Gesang, sondern spielen, bis auf wenige Pausen, durchgehend. Sie betten das Geschehen musikalisch in eine gefühlvolle, öfter traurige oder sogar schlicht unheimliche Welt ein. Jene bedrohlicheren Szenen, in denen der alte Mann von traumatischen Erfahrungen heimgesucht wird, leben nicht zuletzt auch von einem genial beunruhigenden Sounddesign.

 „Das Märchen vom alten Mann“ ist eine gelungene Verquickung einer knappen Geschichte von Georg Büchner und mehreren Motiven aus dem Werk H.C. Andersens. Es ist ein Kunstmärchen, ohne simple Moralitäten, stattdessen vom Geheimnis und der Poesie belebt. Erzählt wird vom Vergänglichen und jenem besonderen Zustand, wenn sich alte Menschen wieder der Kindheit annähern.

Premiere: 26. Oktober 2013 – Dschungel Wien

Konzept, Regie, Libretto: Cornelia Rainer; Komposition, musikalische Leitung: Thomas Wally; Bühne, Kostüm, Videodesign: Fiammetta Horvat; Dramaturgie: Monique Ehmann; Sounddesign: Sebastian Meyer; Produktionsleitung, Regieassistenz: Barbara Schubert; Assistenz Bühne, Mitarbeit Kostüme: Otto Krause; Regiehospitanz: Theresa Gruber; Bühnen- und Kostümhospitanz: Martin Auernheimer; Lichtdesign: Alexander Suchy; MusikerInnen: ensemble LUX – Thomas Wally, Stefanie Prenn, Nikolai Tunkowitsch; DarstellerInnen: Klaus Huhle, Anna-Sophie Kostal, Tom Kofler, Florian Stanek, Magdalena Gschmeidler/Luna Gehart, Pablo Muñoz

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