Die Wetterküche (c) Laura Steiner

Die Wetterküche – LOTTALEBEN ///   Timon Mikocki   ///

Die derzeit im Dschungel gespielte Performance „Die Wetterküche“ hätte ursprünglich eine Fortsetzung des bereits im Mai im Rahmen des Performance-Schwerpunkts gezeigten Stücks  „Die Wetterküche im Labor“ werden sollen. Aufgrund finanzieller Engpässe musste sich die Gruppe LOTTALEBEN aber mit einer Neuaflage mit überarbeiteter Chronologie und einigen geringfügigen Verbesserungen in punkto Interaktivität begnügen. Das ist schade, wäre doch das Potenzial für einen Ausbau des Inhalts groß gewesen (Eiszwerge! Regenwürmer! Wetterballons! Tauerhebungen!). Anderseits muss man ein gutes Pferd nicht neu aufzäumen und die Gruppe bleibt dem bewährten Erfolgsrezept des Stücks treu: Phänomene des Wetters mit dem menschlichen Gefühlsspektrum zu verschränken und beides zusammen allegorisch auf die Bühne zu bringen, samt vielen lustvollen und leicht zugänglichen Angeboten zur Teilnahme des Publikums.

In neun „Versuchsanordnungen“ werden nun also erneut Nebelsuppen analysiert, Gefühle vermessen und mit einfachsten Mitteln Wetterkapriolen erzeugt. Einer der vier Emo-MetereologInnen mokiert sich in einer sehr schönen Szene über „Das Sonnenschein-Problem“: Während er einen immer wütender werdenden Monolog über Personen hält, die stets penetrant gut gelaunt sind, umkreisen ihn wie zur Provokation drei Kometenmenschen, denen die Sonne in Form von LED-Lampenschirmen „aus dem Arsch“ scheint.

In teils anrührenden Inhalten und einprägsamen körperlichen Darstellungen wie dieser liegen die größten Reize der Performance. Die Arbeit an der Struktur hat der Intensität gut getan. Dennoch wirkte das Stück diesmal ein wenig träger als im Sommer, das kann – oh, wie wunderbar: am Wetter -, aber auch am Premierenpublikum gelegen haben.  Es ist als 7+ ausgeschrieben, anwesend waren vor allem Kindergartenkinder. Die Aufführung schult metaphorisches und wissenschaftliches Denken und fördert das Vermögen, über Emotionen zu sprechen. Auch wenn man sich mehr neue Elemente erwartet hat, ist dieses Wechselbad der Gefühle weiterhin sehr sehens- und empfehlenswert.

Regie & Stückentwicklung: Laura Nöbauer; Performance: Sascha Becker, Michael Haller, Shureen Shab-Par, Emmy Steiner

 

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