(c) Rita Newman Emil und die Detektive | Junge Kritik

Emil und die Detektive /// Theater der Jugend /// 6+ /// Timon Mikocki

Bei einem Klassiker wie Kästners Detektivgeschichte kann man inszenatorisch viel verhauen, da der Stoff etliche Male auf Bühne und Leinwand zu sehen war und damit viel Vergleichsdruck herrscht. Gerade weil sich Regisseur Gerald Maria Bauer jedoch keinen unkonventionellen Ansatz ausgesucht hat, ist ihm ein bestechendes Stück gelungen. Am meisten beeindruckt wohl das unglaublich vielseitige, extrem raumgebende Bühnenbild (Sam Madwar), das durch filmisch montierte Einführungssequenzen, die Drehbühne und Detailreichtum glaubhaft die wechselnden Atmosphären der Großstadt der Zwanzigerjahre herbeizaubert. Und auch die mondänen Kostüme, die swingende Musik, die niemals unnatürlich wirkende bundesdeutsche Sprache und alle anderen Hinweise auf den charmanten Esprit einer Zeit, die uns Rückblickern oft als „golden“ vorkommt, lassen einen die Gegenwart kurzerhand vergessen.

Schauspielerisch überragt der schlitzohrige und herzenstreue Protagonist vom Lande (Michael Zwiauer), im Kontrast zum abgebrühten Großstadtjungen „Gustav mit der Hupe“ (Matthias Hacker) ergibt sich ein kolossal lebhaftes Gespann, das durch die geballte Kinderkraft der übrigen Figuren (lobenswert: Anatol Käbisch in Doppelrolle) noch an Reiz gewinnt. Und nicht zuletzt bereichern kluge dramaturgische Kniffe und mehrere kreative Ideen, die die Darstellungsprobleme einer Bühnenfassung gekonnt lösen, die Aufführung. Rundum also ein begeisternder Ausflug in die Kästnerschen Kinderwelten.

Kostüme: Irmgard Kersting; Licht: Christian Holemy; Dramaturgie: Wolfgang Türks; Schauspiel (u.a.): Pia Baresch, Tanja Raunig, Doris Prilop, Rainer Doppler, Florian Feik, Rafael Wieser

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert