Zwischen Rosarot und Himmelblau /// Theater Ansicht /// Dschungel Wien /// 5+ /// Timon Mikocki
Informationskollektoren, das sind weiße, einen Antennenstumpf am Kopf tragende, androgyne Wesen vom Planeten Wikipedalus. Sie kommen unbescholten auf die Erde und holen Informationen ein, indem sie ihre Ellenbogen ausrichten und die anfangs sehr abstrakte Welt aufsaugen. Von irgendwoher dringen Stimmen, die nach und nach die Eigenheiten der Menschen erläutern. Die IFOS nehmen diese Inputs auf und stellen sie dar. Ihr Körper wird also bald von menschlichen Kategorien belagert, denn hierzuerde wird alles eingeteilt und ritualisiert. Die Menschen stecken in Formeln und, das wird allerdings erst ab der Hälfte ersichtlich, in einer Dualität der Geschlechter fest. Die großen Klischees werden von den IFOS holprig ins Lächerliche übersteigert. Dabei tritt hervor, dass Stereotypen Konstrukte sind, denn man lacht mit den IFOS ja quasi über sich selbst. Starre Bausteine aus Plastik stehen für Etiketten und werden dementsprechend aufgeschichtet, aber auch umgemodelt. Im Verlauf kommen auch ausladenderer Tanz, Farben und mehr Stimme der IFOS hinzu („Schau! Ich! Schön!“). Irgendwas, so der Grundtenor und die Message an das Publikum, stimmt bei diesen Bedeutungsfestschreibungen nicht! „Bleib offen!“ lautet dann auch konsequenterweise die abschließende Parole.
Sehr clever ist, dass die Informationsquelle nicht erfunden oder kopiert wurde, sondern die Aussagen, die die IFOS performativ umsetzen, von Kleinkindern stammen, welche im Vorfeld interviewt wurden. Schön auch das ruhige, uniforme Weiß auf der Bühne und im Kostüm. Die Dramaturgie bringt die Genderthematik etwas spät ein, dafür ist aber der Bogen rund. Das Stück kommt so basal daher, dass es von Kleinkindern besser verstanden wird als von Erwachsenen. Das ist ungewöhnlich und lobenswert. Es bleibt dadurch aber auch ein wenig zu unspezifisch und es dauert einen Tick zu lange. Dennoch ist der Ansatz gelungen und man ist gerne dabei, wie die Unterschiede über Pauschalisierungen siegen. Am Ende tragen die drei Ifos alle gesammelten Informationen symbolisch als Stoffschnüre um den Hals und verschwinden mit diesem Ballast wieder im Nebel. Was sich ihre Mitaußerirdischen wohl denken werden?
Regie: Christina Rauchbauer; Dramaturgie: Flo Staffelmayr ; Projektleitung: Fanny Stapf; Sound: Julia Meinx; Ausstattung: Sandra Hanschitz; Stimme: Nuwan David Rondon; Tänzerinnen: Sunia Asbach, Lisbeth Bitto, Simone Kühle