(C) Roman Picha
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/// Theater Jugendstil im Auftrag der Arbeiterkammer Wien /// Theater Akzent /// ein Angebot für SchülerInnen der BMHS /// Timon Mikocki 

Von nebenan wirft das hohe Gebäude der Arbeiterkammer seinen Schatten wie eine bedrohliche Vorahnung auf das Theater Akzent. Im Innenraum läutet die Titelmelodie eine Trash-TV-Show ein. Eine handybesessene Streberin, ein als tschetschenischer Bad Boy auftretender Snob und eine aus dem ländlichen Raum stammende Nihilistin müssen im Scheinwerferlicht um ein Pflichtpraktikum wetteifern. Das von Schober im Auftrag der AK inszenierte Stück dient dazu, Jugendlichen auf sanfte weil humoristische Art klarzumachen, dass sie bald Verantwortung übernehmen und sich so schönen, arbeitsrechtlich verankerten Konzepten wie „Weisungsrecht“ oder „Fremdbestimmung“ unterwerfen werden müssen.

Die Idee ist innovativ und die Durchführung bemüht lustig: Von der trashigen „Herzblatt“-Ästhetik der 90er über die Street-Art-mäßige Aufmachung der AK-Banner zur bewusst nervig auftretenden Moderatorin Cinderella Rockefeller ist hier alles lächerlich und leicht zu verdauen. Die Sprache ist ans Zielpublikum angepasst, derbe Witze halten das Publikum bei Laune. Im Lauf des „Castings“ werden die gesetzlichen Rahmenbedingungen abgefragt, Unklarheiten ausgeräumt und die Kandidaten aufeinander losgelassen – gottlob mit genügend Selbstironie. Erst spät stellt sich sowas wie Intimität ein, als die Kandidaten ihre Schalen aufbrechen und ihr Inneres zeigen. Der Gewinner ist am Ende überraschenderweise nebensächlich: „Chancen kommen und gehen, wichtig sind die Menschen“ heißt es da in die neoliberale Logik verkennender Harmonie.

Insgesamt erfüllt diese 90-minütige Lehrstunde sicher seinen Zweck. Die Darstellungsart hinterlässt aber auch eine zwiespältige Mischung aus Belustigung über die Fiktion und Respekt vor ihren realen Implikationen – und auch einen schalen Beigeschmack von spektakelhafter Indoktrinierung.

Inszenierung: Holger Schober; Stücktext: Holger Schober nach einer Idee von Sophie Berger und Susanne Preissl; Regieassistenz: Andrea Ozabalova; Kostüm: Maria Krebs; Videoeinspielungen: Bernhard Werany; Bühnenbild & Produktion: Theater Jugendstil; Schauspiel: Julia Fasshuber, Tobias Reinthaller, Clara Diemling und Doris Hindinger; Stimme aus dem Off: Philipp Bernhard

 

 

 

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