/// Clowneskes Bewegungstheater mit Livemusik /// Theater Asou Graz /// Gastspiel im Dschungel Wien /// 6+ /// Timon Mikocki
Fünf Pinguine kommen hinter Eisbergen aus Pappe zum Vorschein; eine liebenswerte Kolonie, in der jedes Mitglied individuelle Besonderheiten hat. Das erkenne ich aber erst nach und nach. Vorerst bin ich einmal erstaunt darüber, wie pinguinhaft sich diese Menschen bewegen und verhalten können. Vom Watschelgang über das Balzverhalten bis zur Brutpflege: Jede Bewegung, ob solistisch oder im Zusammenspiel, wird mit großer Bedachtheit ausgeführt. Diese Konzentration und Gegenwärtigkeit macht das Stück zu einem besonderen Erlebnis. Denn die Schwerpunkte der Gruppe sind hier vorzüglich eingesetzt: Ernsthafte Clownerie, auch östliche Butoh-Elemente erkenne ich. Man kommt nahezu ohne menschliche Sprache aus und beschränkt sich stattdessen auf Tierlaute, Mimik und betonte Körperlichkeit. Das funktioniert nicht nur, das begeistert in seiner Einfachheit. Wobei hinter den simplen Szenen sicher komplexe Überlegungen und Proben stehen.
Thematisch geht es um alles, was eine Pinguinkolonie eben bewegt. Dazu gehört auch der Einfluss des Menschen, der hier u.a. durch eine gelbe Öltonne angedeutet ist. Auf dieser kann man balancieren, mit ihr spielen. Wenn man sie aber öffnet, führt das zum schaurigsten Moment des Stückes und beinahe zum Ableben eines Mitglieds. Die meisten Szenen sprühen von Leichtigkeit und pantomimischem Witz. Viele integrieren Aspekte, die für Tiere und Menschen geichermaßen bedeutend sind. Wie die Sehnsucht nach Spaß, nach dem Fliegen, Gruppendynamiken oder Elternliebe.
Die fein durchdachte Inszenierung nimmt sich Zeit, verwebt kontrastreich Stimmungen und Motive zu einem homogenen Antarktis-Theater, das trotz seiner 75 Minuten nie langweilig wird. Die Live-Beschallung ist kunstfertig und vielseitig, vor allem die verzerrten Gitarren, die harmonischen Farben und auch das Licht bezaubern. Die Aufführung kitzelt feinfühlig heraus, in welchen Punkten wir uns unterscheiden, stärker aber noch, was wir mit den kleinen Vögeln gemeinsam haben.
Nächste Chance, das zu sehen: 7./8. April beim Next Liberty in Graz.
Regie: Michael Hofkirchner; Performance: Michael Hofkirchner, Ursula Litschauer, Christoph Schiele; Birgit Unger, Bernhard Zandl; Livemusik & Sounddesign: Michael Merkusch; Stück: Michael Hofkirchner & Ensemble; Regieassistenz: Ursula Litschauer; Support: Ursula Molitschnig; Bühnenbild: Christina Weber; Kostüm: Barbara Häusl; Masken & Puppen: Michael Hofkirchner, Margit Szombath; Lichtdesign: Eugen Schöberl; Produktionsleitung: Ursula Litschauer, Monika Tockner