Credit: Celine Fraipont/Pierre Bailly
Credit: Celine Fraipont/Pierre Bailly
Credit: Celine Fraipont/Pierre Bailly

/// Bilderbuchkino im WUK /// 7+ /// Timon Mikocki 

Was ist das denn nun? Bilderbuch-Theater-Kino? Comic-Erlebnis-Abenteuer? Auf der Leinwand sind einzelne Panels des sprachlosen belgischen Comics „Petit Poilu“ (dt. „Kleiner Strubbel“) zu sehen. In der zwölften Ausgabe der Reihe fliegt das fröhliche Fantasiewesen mit der roten Nase auf einen entfernten Planeten und findet sich dort zwischen zwei oppositionellen Gemeinschaften wieder: Sowohl die roten Spiralis als auch die blauen Spaghettis wollen seine Gunst erringen und es frisurentechnisch vereinnahmen.

Auf der Bühne wird die simple Geschichte durch drolliges Schauspiel und Musik performativ und klanglich erlebbar gemacht: Lisa Schrammel spielt den Abenteurer raumgreifend und variantenreich, sie bindet oft auch das Publikum ein. Die beiden Völkchen sind durch den Gitarristen Wolfgang Köck und den DJ Zuzee (Waxos/The ZEEs) motivisch repräsentiert. Hip-Hop-Beats rhythmisieren die eine, Gitarrenstücke harmonisieren die andere Seite und am Ende finden alle, der Handlung folgend, zusammen. So erwachen ausgewählte Bilder eins nach dem anderen zum Leben, während sie mitunter lange auf der Leinwand stehen. Die puristischen Zeichnungen werden also vertont, verkörpert, sanft interpretiert und im Kopf beweglich gemacht. Subtil genug, um die Fantasie anzuregen und zu bündeln, ohne sie zu ersticken.

Das Experiment in Sachen Storytelling glückt. Es ist nach Ludwig I. das zweite Stück dieser Art von Yvonne Zahn und Stefan Lack, den Rahmen dafür bildete die 23. Kinder- und Jugendliteraturwoche „On lit rien“ im WUK. Die Idee kam den Machern, als sie einen Jungen beobachtet haben, der seinem kleinen Bruder ein Bilderbuch quasi „erzählt“ hat. Und auch wenn einem Bilderbuch an sich eigentlich nichts „fehlt“, so bietet diese Bearbeitung doch die Möglichkeit, Formen des seriellen Erzählens von klein auf – und, das ist das Wichtigste: im Kollektiv zu erleben. Eine gelungene Mischung und Weiterverarbeitung, ein freudvolles mediales Experiment, kurz: ein Ansatz, der in vielerlei Richtungen weitergedacht werden sollte.

Konzept, Idee; Yvonne Zahn, Stephan Lack; Schauspiel: Lisa Schrammel; Musik:Wolfgang Köck; Sound: DJ Zuzee (Waxos/The ZEEs); Bildeinspielung: Juliett Zuza

 

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