/// von Michaela Obertscheider /// Theater Akzent /// 6+ /// Theresa Luise Gindlstrasser ///
„Ich bin Nikki, ich bin acht. Und ich furze, dass es kracht.“
So stellt sich der Schauspieler Johannes-David Schwarzmann dem Publikum im Theater Akzent vor. Und so wie sein Protagonist, so heißt auch das Stück: „Nikki“. Michaela Obertscheider zeichnet dabei verantwortlich für Text und Regie. Die 60-minütige Produktion ist für Menschen ab 6 gedacht und verspricht ein „theatraler Wimmel-Bilder-Bogen“ zu werden.
Ganz das Gegenteil vom übervollen Bildeindruck eines Wimmel-Bildes steht die Bühne groß und leer. Links ein abstrahiertes Kinderzimmer mit Tisch und Kran und Bücherregal. Rechts ein abstrahiertes Wohnzimmer mit Couch und Tisch und Kinderstühlen. Als Vater tritt auf: Klemens Dellacher. Seine betont körperliche Spielweise kontrastiert die unterspannte Lässigkeit von Schwarzmann. Die Dialoge zwischen den beiden schnurren bei hohem Tempo hervorragend dahin.
Die Mama fehlt. Die ist ausgezogen. Dafür treibt Nikki in der Schule Schabernack und will mit Papa auf die Baustelle. Aber dafür ist er noch zu klein. Scheint sich ein Themenschwerpunkt herauszukristallisieren, der Sohn zwischen den getrennten Eltern. Aber dann! Ab ungefähr Minute 30 wird alles anders. Das ganze schöne Konversationsstück geht im angekündigten „Wimmel-Bilder-Bogen“ unter. Die Produktion zerfällt auf unproduktive Weise in zwei nicht miteinander in Verbindung stehende Teile.
Nikki und Papa träumen gemeinsam. Träumen vom Fischen, vom Kämpfen, vom Kannibalismus, vom nackig Baden und von noch so allerlei anderem. Träumen ungefähre ganze 30 Minuten lang vom einen zum anderen. Am Ende ein projizierter Aufruf: „Lass dich fallen.“ Aha. Ins Abenteuer fallen, meint „Nikki“ wahrscheinlich. Schade, dass wir uns nicht in die Geschichte von Nikki, seinem Vater und seiner Mutter fallen lassen können. Denn die ist plötzlich gänzlich vorbei.
Text und Regie: Michaela Obertscheider | Schauspiel: Klemens Dellacher und Johannes-David Schwarzmann