Heaven – Himmel // Imp:Art // Bar&Co. // 12+ // Julia Gramm
Heaven dreht sich um Hannah, die 14 Jahre alt und chronisch schüchtern ist. Verpackt in Nacherzählungen von Erlebnissen und Monologen sieht man, wie sehr sich Hannah durch ihre Schüchternheit selbst einschränkt – und wie einsam, verletzt, frustriert und hilflos sie sich fühlt, weil sie sich selbst ausgeliefert zu sein scheint. Hannah sieht sich mit einer Außenwelt konfrontiert, die ihr häufig das Gefühl gibt, kaputt zu sein. Sie kann Erwartungen nicht erfüllen und scheitert an Aufgaben, die für andere Menschen keine Herausforderung darstellen: Referate halten, Eis bestellen, in einem Geschäft nach dem gewünschten Buchtitel fragen. Unterstützung erfährt sie von verständnisvollen Lehrer*innen und ihren zwei besten Freundinnen, von ihren Eltern nicht so wirklich. Ihr Vater ist zu sehr damit beschäftigt, sich Vorwürfe zu machen, dass er durch einen Streit Hannahs älteren Bruder aus dem Haus verjagt habe, ihre Mutter damit, sie „reparieren“ zu wollen.
Eine Art Durchbruch erlebt sie, als ihr Opa, verborgen in einer Erklärung über seine Rosenpflege, sagt: „Manchmal mache ich gar nichts, ich gebe ihnen nur Zeit. Denn sie sind perfekt, wie sie sind.“ Das Stück endet nicht mit einem klassischen Happy Ending. Stattdessen geht man mit dem Gefühl heraus, dass Hannah sich selbst zu akzeptieren lernt, und dem unausgesprochenen Versprechen, dass sie über ihre Schüchternheit hinauswachsen wird.
In 75 Minuten erlebt man die Charakterstudie einer Figur, die (zu) selten den Hauptcharakter stellt. Katharina Gerlich lässt das Publikum tief in Hannahs Gefühlswelt blicken und spielt mit viel Einfühlsamkeit. Die schlichte Inszenierung ohne jedes Trara richtet den Fokus ganz auf die einzige Schauspielerin, leider beginnt sich das Stück kurz vor Schluss zu ziehen. Nichts desto trotz ist Heaven aufgrund seiner berührenden Geschichte und wertvollen Botschaften sehenswert.
Buch, Regie: Michaela Obertscheider; Schauspiel: Katharina Gerlich; Foto: Klemens Dellacher