Dschungel Wien /// 6+ /// Julia Gramm
Paola Aguileras Adaption des gestiefelten Katers beginnt mit den drei kürzlich verwaisten Müllersöhnen, die das Erbe aufteilen – per Auszählreim: „Ene mene muh, und den Kater, den kriegst du“, wird dem fassungslosen Benni von seinen Brüdern im Singsang mitgeteilt. Der freche, augenzwinkernde Grundton zieht sich durch das Stück, dass sich durch Anmerkungen und Witze auf Metaebene auszeichnet: Beispielsweise resümiert Friedrich kurz vor Ende an Benni gewandt, dass es erstaunlich sei, was der junge Müllersohn in nur 70 Minuten alles erreicht habe.
Bei diesen „Leistungen“ Bennis einhakend tut sich die Schwachstelle des Stückes auf: Von einem Dialog zwischen Friedrich und Benni früh im Stück rückschließend sollte die Moral von der Geschicht‘ wohl die Botschaft „Glaub an dich selbst, dann kannst du alles schaffen“ sein. Dieser Leitsatz geht jedoch im Stück unter, da Benni im Gegensatz zu Friedrich tatsächlich wenig zum Endergebnis beiträgt und insgesamt eine kleinere Rolle spielt. Im Nachhinein wirkt es, als hätte man krampfhaft versucht, einen Lehrsatz in das Stück einzubauen – als würde es nicht reichen, dass es unterhaltsam ist. Dabei ist das Stück nicht „nur“ unterhaltsam, Dank der Inszenierung ist es ein Spektakel!
Die Schauspieler*innen tanzen, singen, rappen, beatboxen und breakdancen sich durch das Grimm’sche Märchen und begleiten sich dabei selbst auf Gitarre, Ukulele, Trommeln, … Die vielen Talente, die das Ensemble über die Schauspielkunst hinaus an den Tag legt, imponieren Zuschauer*innen jeden Alters.
Angelehnt an die feel good movies der Filmwelt könnte man dieses Stück als feel good play beschreiben: Man wird 70 Minuten lang abwechslungsreich unterhalten und geht anschließend gut gelaunt und unbeschwert aus der Vorstellung hinaus. Das darf doch auch einmal reichen!
Text, Regie: Paola Aguilera; Bühne: Hannes Röbisch; Licht: Christo Novak, Hannes Röbisch; Kostüm: Vanessa Achilles-Broutin; Musik: Helmut Stippich; Regieassistenz: Natalja Kreil; Ausstattungsassistenz: Stefania Compagni, Schauspiel: Sophie Berger, Rino Indiono, Sven Kaschte, Adrian Stowasser; Foto: Anna Stöcher, Rainer Berson; Illustration: Luisa Franz Kleopatra