Obstacles in our sky
von Johanna Heusser │ Dschungel Wien │ 15+ │ Anna Bauer
Vielleicht so viel vorab: Wenn ich eines bin, dann Impro-Theaterfan. Ich liebe es, wenn sich die starre Grenze zwischen Bühnenraum und Publikum auflöst, aus der zuvor unbekannten Zuschauermenge Geschichten und Lebensmomente gezogen werden und man sich beim Verlassen des Theatersaals ein bisschen mehr mit allen verbunden fühl, als man es beim Betreten getan hat.
Obstacles in our Sky ist eigentlich kein Impro-Theaterstück, aber es fühlt sich trotzdem so an. Gleich zu Beginn wird die unsichtbare Wand zwischen Publikum und Bühne abgerissen, es wird nach Sternzeichen gefragt und Aszendenten, nach Geburtsdaten und Horoskope. Trotzdem sind die 60-Minuten Spielzeit bis ins Detail geskriptet, wie ein Bildschirm am Bühnenrand offenbart, auf dem im Untertitelstyle die deutsche Übersetzung eingeblendet wird. Johanna Heusser und Jesse Inman, sie Choreografin, er Performer, spielen das gesamte Stück hindurch nämlich nur auf Englisch. Sprachliche Ausnahme bildet dabei die Stimme von Runa Heusser, Johannas Großmutter und wichtiger: Astrologin. Immer wieder werden Ton-Ausschnitte aus einem Interview mit ihr eingeblendet, in dem sie über ihr Dasein als Astrologin spricht. Die Großmutter stellt damit den Dreh- und Angelpunkt des Stückes dar. Denn Johanna Heusser und Jesse Inman entführen in Obstacles in our sky, das zwischen Wien und Basel koproduziert wurde, in eine Welt der Sterne, des Schicksals und der Vorhersagung.
Das Bühnenbild ist dementsprechend gestaltet. Von der Decke baumeln zwischen zahlreichen Diskokugeln Sonne und Mond und erinnern dabei ein wenig an überdimensionierte Wasserbälle. Wirkliche Strahlkraft, im wahrsten Sinne des Wortes, entwickelt dieses Bühnenbild aber erst durch die unglaublich geniale Licht- und Videotechnik (Marc Vilanova). Er lässt Lichtstrahlen durch den Raum tanzen, dröselt die Realität in Pixelteilchen auf, bringt das Licht dazu Kreise zu drehen, bis einem schwindelt. Wer nicht bereits durch den Impro-Theatergestus mitten in der Handlung gelandet ist, weiß sich spätestens im Sturm der Effekte nicht mehr vom Bühnenraum zu distanzieren. Aber auch während der ruhigen Momente, zwischen Nebelmaschine und Lichteffekt, wird äußert gekonnt mit warmen und kaltem Licht, mit direkter und indirekter Belichtung gespielt.
Die Handlung stellt ein buntes Geflecht aus der Welt der Astrologie dar und ist vor allem eines: witzig. Das ist insofern beeindrucken, als sämtliche Witze geradezu aufgelegt daherkommen. Trotzdem, oder gerade deshalb, ist es einfach lustig, wenn ein absurdes Wochenhoroskop abgegeben wird oder Jesse trocken feststellt, dass er sich über das Erscheinen des Publikums freuen könnte, wenn er nicht aufgrund seines Sternzeichens an Ehrlichkeit glauben würde. Neben Horoskopen (und Horrorscopes) liegt der Fokus vor allem auf verschiedensten Sternzeichen. In musikalischen Showeinlagen werden unter anderem Fische, Steinböcke und Skorpione besungen, Musikstil und Performance orientieren sich dabei stark an klassischen Vorstellungen der jeweiligen Sternzeichen.
Die subtile Doppelbödigkeit des Stückes wiederum offenbart sich gleich zu Beginn. So geben Jesse und Johanna, einem Foreshadowing gleich, einen kurzen Überblick über das Geschehen der nächsten 60 Minuten. Dieser Überblick funktioniert selbst wie ein Horoskop, manches davon tritt ungefähr so ein, wie vorausgesagt, der Großteil davon ist aber lediglich amüsant und schlichtweg falsch. Horoskope und Sternzeichen werden damit zwar nicht kritisiert, die Bandbreite von astrologischem believer über undecided bis hin zu non-believer wird damit aber zumindest eröffnet.
Obstacles in our sky ist vor allem kurzweilig und unterhaltsam, so als wäre man aus Versehen in einer magischen Welt gelandet, in der man gerne noch ein wenig länger verweilen würde.
Choreografie, Performance: Johanna Heusser│Peformance: Jesse Inman│Dramaturgie: Fiona Schreier│Bühne, Licht, Video, Sound: Marc Vilanova│Kostüme: Diana Ammann│Komposition: Belush Korenyi│Outside Eye: Katharina Germo, Stephan Stock│Produktionsleitung: Maxine Devaud/ Oh la la – Performing Arts Production│Liedtexte: Dennis Freischlad│Dramaturgieassistenz: Hubert Thériault│