zuckerwattewolken /// kunstkollektiv Jawui /// WUK Wien /// 8+ /// Timon Mikocki
Das Kunstkollektiv Jawui hat dieser Tage im WUK sein mit dem Nachwuchspreis Jungwild gefördertes Stück zuckerwattewolken uraufgeführt. Auf der Bühne standen zwei kindlich wirkende Freundinnen und ein markanter, hochgewachsener Mann, der eine Art Gegenpart einnimmt. Zentrales Thema ist der Umgang mit dem Tod. Das Trio verhindert zu Beginn Bedeutungsschwere und Zumutungen, indem es Umgangsweisen mit dem Sterben im Rahmen eines freundschaftlichen Spiels erprobt.
Besonders einprägsam ist die Szene, in der Isi und Pia stur vorgeben, Christian sei gestorben, während dieser am Boden liegend eine Trauerzeremonie über sich ergehen lassen muss. Dass er dabei immer wieder beteuert, er sei gar nicht tot, wird ignoriert und führt zu einigen Lachern. Weil er aber nach Abbruch stumm liegen bleibt und seinerseits tot spielt, schlägt das Vergnügen in kurzzeitigen Schrecken um. Szenen wie diese changieren abrupt zwischen Spaß und Ernst und kommentieren damit nicht nur die Plötzlichkeit des Todes, sondern auch das Verhältnis zwischen dem Theater(spiel) und dem Leben. Hinter der vordergründigen Laune dräut stets spürbar die reale Dramatik. Situationskomik, Spritzigkeit und lebhafte Ausdrucksvariationen ermöglichen aber eine sehr zugängliche, großteils humorvolle Darstellung. Z.B. wenn Christian als Sensenmann die beiden Frauen verfolgt, für eine tote Katze ein Pop-Requiem improvisiert wird oder zu Dubstep der „Herzschlagtanz“ gegeben wird. Dabei sprießt die Fantasie und die Übergänge wirken sehr natürlich. Das Ganze ist ein moderner, glaubhafter und intimer Diskurs, der von großartigem Schauspiel lebt und ein breites Stimmungsspektrum abdeckt.
Erst als in der letzten Szene Pia mithilfe eines „Jenseitsgerätes“ mit ihrem toten Vater kommuniziert, stellt sich jene Bedrückung ein, wie man sie von einem Stück über den Tod erwartet hat. Die DarstellerInnen fügen auch diesem emotionalen Moment einen warmen, leichten Unterton hinzu. Vor allem aber bereiten sie dem Stück danach ein realistisch anmutendes Ende, das die ZuschauerInnen hoffnungsvoll und zumindest ein wenig besser gewappnet für die Wirklichkeit des Todes entlässt. Insgesamt also eine gänzlich runde Auseinandersetzung, die durch ein behutsam abgewogenes Maß an Sensibilität überzeugt und die Auszeichnung vollends verdient.
Regie: Thomas Weilharter; Schauspiel: Pia-Sophie Angelis, Isabella Jeschke, Christian Rajchl; Idee: Bernadette Laimbauer, Thomas Weilharter; Musik: Jean Philipp Oliver Viol; Technik: Lisa Faderl