Titus /// von Jan Sobrie /// Dschungel Wien /// 12+ /// Theresa Luise Gindlstrasser ///
„Titus findets scheiße“ – das steht in schnörkeligen Leucht-Lettern in die Bühne geschrieben. Und was findet Titus scheiße? Naja, viel. Zum Beispiel das Zusammenleben mit seinem emotional erfrorenem Vater, oder den Tod von Mutter und Großmutter, oder, und das vor allem, das Ende der so schönen Beziehung zu Tina. Der Text von Jan Sobrie nimmt Ausgang von Titus, am Dach der Schule stehend. Ob er springt oder nicht oder einen „escape to paradise“ vollführt, das ist der rote Faden an dem entlang sich Titus in eine Erzählung über sein Leben verliert.
Als Titus steht Sven Kaschte vor einer raumhohen Projektionsfläche und liebäugelt mit dem Blau des Himmels und dem Weiß der Wolken. Dann aber gibt es so viel zu erzählen, weil „das Leben ist viel zu schön“ und er wirft sich mit aller Wut und allem Wollen in die Bälle. Ein Becken gefüllt mit weißen und blauen Bällen ergänzt das Bühnenbild und wird von Kaschte viel bespielt. Mal sitzt er da am Beckenrand und spielt den ersten Kuss zwischen Titus und Tina nur mit sich selbst. Dann wieder erfindet er Geschichten über seine Mutter und schwimmt überschwänglich durch das Plastik.
Die Videoprojektionen von Jürgen Thallinger ergänzen Titus´ Erzählungen. Manchmal auch treten Bühnenhandlung und Videohandlung miteinander in Konflikt. Regisseurin Julia Burger hat für die ausufernde Geschichte von Titus und seinen ausufernden Geschichten ein fürs Publikum gut glaubwürdiges Setting gefunden. Sven Kaschte tritt in Kontakt, lässt sich verbessern und fungiert als gleichzeitig hippe wie trashige Identifikationsfigur. Oder elegant und obskur. Ja, so ist das mit Titus.
Regie: Julia Burger | Ausstattung: Nora Pierer | Video: Jürgen Thallinger | Licht: Alexander Suchy | Dramaturgie: Julia Perschon | Darsteller: Sven Kaschte