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SKREEK – JEAN-LUCK WILL FREI SEIN /// Dschungel Wien /// TWOF2 & dascollectiv /// 13+ /// Timon Mikocki 

Die Gruppe TWOF2 ist bekannt für innovative Ansätze für Jugendliche. Das neueste Stück beeindruckt mit einem visionären Setup: Live-Video, Film, Schauspiel, Comic-Elemente und Tanz verbinden sich zu einer medial vielschichtigen Performance, die die ZuseherInnen auf einer riesigen Leinwand mitverfolgen. Giovanni Jussi gibt auf dem Schirm die ironisierte, helmtragende Comicfigur Jean-Luck, vor dem Schirm wird sie von seiner Schöpferin Maria Spanring mit hallender Stimme kontrolliert. Jean-Luck verbringt seinen Alltag sorglos in einer flachen Comic-Wohnung. Sie besteht aus drei in festen, farbtriefenden Linien gezeichneten schwarz-weißen Räumen. Im Laufe der Zeit entdeckt der Held nacheinander Kommunikation, Plastizität und Farbe und – oha!, dass es auch eine Welt außerhalb seiner Kapsel gibt. Er verlässt sein Nest und tut vieles zum ersten Mal: Er geht in die Natur und genießt kurz die Freiheit des Motorradfahrens und des Fliegens. Wenn es der Schöpferin zu bunt wird, holt sie ihren Helden allerdings mit einem Fingerschnipp wieder zurück unter ihre Fittiche – ganz loslassen kann sie ihn nicht. Die Gefangenschaft führt beim abenteuerlustigen Jean-Luck zu Wutausbrüchen. Eine Plastikpuppe erweist sich nach einigem Ausprobieren als ungenügende Gesellschaft. Auch künstliche Helden brauchen Liebe.

Skreek ist komisch, ein Erlebnis für alle RezpientInnen, ein poppiger Frankenstein und so noch nie gesehenes modernes Techniktheater, dessen Umsetzung punktgenaue Abstimmung der DarstellerInnen erfordert. Reizvoll ist neben dem Design und der medialen Darstellung vor allem die Unklarheit darüber, was im Stück live passiert und was aufgezeichnet ist. Auch die Erweiterungen der Bühne durch die sonst nie sichtbaren KünstlerInnenräume des Theaters und die Außenwelt sind spannend. Und die Rezeptionshaltung kommt der Situation eines Videospiels nahe, was Jugendlichen gefallen sollte. Was es auf der Formebene leistet, lässt es leider am Inhalt hapern. Speziell der erste Teil erweist sich als schleppend, die Rahmenhandlung bleibt dünn, man wünscht sich mehr inhaltliche Bewegung und Tiefe. Auch dass das Publikum mit „Sie“ angeredet wird, befremdet. Angesichts der aufwendigen technischen Umsetzung und dem begeisternden, jedes mal etwas anders ausfallenden weil teils improvisierten Schluss, in dem eine Person aus dem Publikum in die Comicwelt einsteigt, rettet sich das Stück dennoch am Ende in einen sehr erfreulichen Gesamteindruck. Skreek hat eine Wiederaufnahme jedenfalls verdient.

Konzept: TWOF2 – Performancekunst für junges Publikum | Produktion: dascollectiv | Autor, Regie:Giovanni Jussi | DarstellerInnen: Giovanni Jussi, Maria Spanring | Live-Kamera, Schnitt, Licht:Francesco Diaz | Ausstattung: Anna Diaz, Ursula Gaisböck, Giovanni Jussi | Sound, Musik: Mario Stadler, Electric Ray and The Shockers | Script: Georg Lippert | Dramaturgie: Maria Spanring | Produktion, Kommunikation: Simon Hajós

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