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Rotkäppchen und der hungrige Wolf /// Poetisches Erzähltheater mit Livemusik, frei nach den Gebrüdern Grimm /// Theater ASOU Graz /// WUK Wien /// 5+ /// Timon Mikocki

Jeder kennt das Märchen vom Rotkäppchen. Es wäre langweilig, es eins zu eins nachzuspielen. Im WUK Wien wird gerade gezeigt, wie aus dem Material der Gebrüder Grimm eine moderne Geschichte entstehen kann. Dafür wird das Märchen gehörig umgemodelt und in einen pfiffigen musikalischen Theaterrahmen gesetzt. Der Clou: Das Stück beginnt und endet mit Illusionsbrechungen. So betritt am Anfang eine ulkige Vietnamesin die Bühne und beklagt, dass die Schauspielerin, die Rotkäppchen spielen sollte, nicht erschienen ist. Notgedrungen übernimmt sie die Rolle und gleich wird auch der Wolf auf die Bühne geblasen, vom Wind, den die Vietnamesin mit ihren Instrumenten erzeugt. In dieser verspielten Machart geht es weiter. Die Handlungen des Wolfes werden vor allem durch eine Geige, aber auch ungewöhnliche andere Klangkörper motiviert oder unterstützt. Er klagt über Hunger, erzählt und spielt abwechselnd, mischt in das Stück Elemente anderer Märchen und sogar Motorradfahren und singen tut er. Die rotbehutete Dame spielt ihm in ausladenden Gesten manchmal zu, zuweilen auch gegen ihn. In der Mitte des Stückes klinkt sich die Handlung in jene des Originalmärchens ein und beide Rollen erscheinen vertraut. Bevor der Wolf das Rotkäppchen verschlingen kann, rettet dieses sich wieder auf die reale Theaterebene: „Stop! Ich bin doch die Musikerin!“ – und die Gefahr ist gebannt. Hervorragendes Spiel, eine einfallsreiche Dramaturgie und viele mit dem Vorwissen des Publikums arbeitende Witze machen das Stück zu einem Erlebnis.

Im WUK ist so aus innovativen Elementen ein zuckersüßes, abwechslungsreiches Musiktheater entstanden, das mit der Vorlage kokettiert, dabei aber eine ganz eigene, viel lustigere und musikalischere Geschichte auf die Bühne bringt.

Regie: Birgit Unger; Regieassistenz: Ursula Litschauer; Stück & Spiel: Ursula Molitschnig; Stück, Spiel, Musik u Komposition: Fiona Thausing-Wang; Bühnenbild, Requisiten: Christina Weber; Kostüm: Barbara Häusl; Lichtdesign: Christina Weber; Produktionsleitung: Monika Tockner, Ursula Litschauer

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