Planet Sis /// Dschungel Wien, Donna und Rosa Braber /// Dschungel Wien /// 10+ /// Timon Mikocki
Zum Auftakt der neuen Saison macht der Dschungel Wien viel Pressearbeit. Und zeigt eine schöne Kooperation mit Donna und Rosa Braber aus den Niederlanden. Planet Sis ist eine reduzierte, sehr gut getimte Tanzperformance über Schwesterlichkeit. Das perfekt eingespielte Team aus großer und kleiner Schwester behandelt darin weiterführend auch Themen wie Dominanz, Abhängigkeit, Geburt und die erste Liebe. In rasch aufeinanderfolgenden Mini-Sequenzen unter Einsatz von 9 Plastikquadern, Mikrofonen und einem Loopgerät. Die Mehrstimmigkeit ist das herausragende Merkmal des Spiels; nicht nur im Sinne der Mehrsprachigkeit Deutsch, Englisch und Dutch, sondern vor allem durch die Vervielfältigung von ins Mikrofon gefragten Fragen und Aussagen, die im Loop mehrmals schöne Soundteppiche weben. Die Musik ist poppig, zwischendurch aber auch mal Rap, Rock oder Glam-Jazz.
Auf einem Boden von unterhaltsamen und beeindruckenden Einlagen dürfen hier Ängste, die Frage nach Verantwortung und Anerkennung behandelt werden. Im Laufe des Vertrauensgewinns des Publikums kommt auch immer mehr Verletzlichkeit aufs Tableau. Besonders eindrücklich ist ein Nachspielen einer Geburtsszene, die stärkste Publikumsreaktion bekommen die beiden Künstlerinnen aber, wenn es um so “eklige” coming-of-age-Themen wie die pubertäre Liebe geht.
Als die Einlösung einer Mutprobe darin besteht, einem Buben im Publikum schöne Augen zu machen, werden die ZuseherInnen wild und zucken fast aus vor lauter peinlicher Lust. Die beiden Darstellerinnen spielen hochprofessionell, liebenswert, wunderbar selbstironisch, tänzerisch und musikalisch ausgereift. Sie treffen die Augenhöhe des Publikums genau und haben in der Vorbereitung dramaturgisch toll gearbeitet. So dreht sich dieser Schwesternplanet frisch, mutig, rührend und direkt in die Herzen des Publikums. Sollte man gesehen haben.
Konzept, Performance: Donna & Rosa Braber; Choreografie: Donna Braber; Text: Rosa Braber; Sound: Rosa & Donna Braber; Coach: Corinne Eckenstein; Regieassistenz: Isabella Kämmerer; Licht: Mirza Kebo; Fotos: Arnoud van Bochove / Rainer Berson