Pixelzimmer
Kompanie Freispiel│Dschungel Wien│7+│ Anna Bauer
Ein Paket! Ganz aufgeregt öffnen es die zwei Männer (Simon Schober, Kajetan Uranitsch). Darin: Ein Staubsaugerroboter. Großes Staunen. Wie der wohl einzuschalten ist? Das Publikum hilft mit Tipps eifrig mit. Und schon brummt das neue Gerät durchs Wohnzimmer. Da fällt der Blick der beiden plötzlich auf den alten Staubsauger. Brauchen tut diesen eigentlich niemand mehr. Wohin damit also? Die beiden Männer werfen zögerlich, geradezu schuldbewusst, einen Blick zum Fenster, um nach ein wenig Bedenkzeit tatsächlich zu beschließen: Der Staubsauger wird aus dem Fenster geworfen! Aus dem anfangs protestierenden Nein des Publikums wird schließlich doch ein lautstarkes Ja. Flugs wird also das Fenster geöffnet und das altbackene Gerät entsorgt.
Einen kritischen Umgang mit der Konsum-, und Wegwerfkultur darf man sich von „Pixelzimmer“, das die Kompanie Freispiel im Dschungel Wien aufführte, also nicht unbedingt erwarten. Dafür ungefähr so alles andere.
Über Werbung kommen die zwei Männer, die gemeinsam leben, auf die Idee ihre alten Geräte mit modernen Errungenschaften der Technik auszutauschen. Staubsauger, Kabeltelefon und Espresso-Kanne müssen Roboter, Laptop und Kaffeeautomaten weichen. Bald stellt sich jedoch heraus: Die neuen Geräte sind nicht nur moderner, sondern entwickeln durchaus auch ihr Eigenleben. Der Kaffeeautomat marschiert durch die Wohnung, die Stehlampe errötet und das Bügeleisen versucht plötzlich dem Bügeltisch zu entkommen.
Unglaublich erfrischend ist diese Performance-Installation nicht allein deshalb, weil man zwei Männer bei alltäglichen Hausarbeiten beobachten darf, sondern auch weil der Umgang mit der Modernisierung fernab von überbordender Sorge und Schwarzmalerei stattfindet. Zwar spielen die modernen Geräte mal verrückt, aber das hat keine schlimme Konsequenzen, sondern sorgt vielmehr für Momente des Lachen und Schmunzelns. Und auch sonst begrüßen die beiden Protagonisten die Möglichkeiten, die sich durch die Neuanschaffungen bieten, mit freudiger Neugier. Man(n) kann auch mit Geräten leben, die ihren eigenen Willen haben.
Erzählt wird „Pixelzimmer“ hauptsächlich durch die Mimik und Gestik der beiden Darsteller. Als sie gegen Schluss anfangen zu sprechen, fühlt es sich beinahe seltsam an. Bis dahin haben die stimmungsvolle Musik sowie die perfekt eingesetzte Körpersprache so gut durch die Handlung getragen, dass man fast vergessen hat, dass es auch noch Worte gibt. Mit mindestens genauso viel liebevollem Feingespür ist das Bühnenbild gestaltet. Eine Wohnung im Retro-Look mit unglaublich vielen kleinen Details, dass man nur zu staunen weiß.
Mit „Pixelzimmer“ gelingt der Kompanie Freispiel eine unglaublich amüsante und kurzweilige Performance-Installation. So genial können sechzig Minuten sein – eine Empfehlung!
Konzept: Kajetan Uranitsch │Performance, Stückentwicklung, Bühnenbild:
Simon Schober, Kajetan Uranitsch│Coaching, Organisation: Anna Schmid│Ausstattung: Anouk Friedmann│Kostüm, Video: Evi Jägle│Multimedia-Design: Dominik Strzelec│Sounddesign: Severin Gombocz│Video / objektangepasste Projektion: Jakob Figo │Bühnenbildbau: Simon Cegar │Technische Ausführung: Matthias Duffner │Bewegungs-Coaching: Dennis Tiecken│Produktion: Julia Haas, Mascha Mölkner│Grafik, Homepage: Sara Schober│Foto: Kompanie Freispiel │Szenenfotos: Sara Schober