Wutschweiger
von Jan Sobrie & Raven Ruëll | Vestibül (Burgtheater) | 8+
Seit der Uraufführung 2018 wird Wutschweiger von Jan Sobrie und Raven Ruëll vielfach gefeiert, ausgezeichnet und inszeniert. In Österreich wird das Stück aktuell neben dem Vestibül, der kleinsten Nebenspielstätte des Wiener Burgtheaters, in Graz, Linz und bald in Innsbruck gespielt. Es ist ganz klar, woher die Begeisterung herrührt: Die Autoren thematisieren das komplexe Thema Kinderarmut auf eine Art und Weise, die nichts an dieser Erfahrung schön redet und gleichzeitig nicht in Fatalismus verfällt. Anhand der beiden Figuren Ebeneser und Sammy wird aufgezeigt, dass oft Schicksalsschläge in der Familie finanzielle Schieflagen auslösen und was es für Kinder bedeutet, in diesem neuen Normal leben zu müssen. Wutschweiger endet bittersüß: Die finanzielle Lage von Ebenesers und Sammys Familie hat sich nicht verändert, aber sie haben in einander eine*n echte*n Freund*in gefunden.
Die Burgtheaterversion funktioniert dank Nils Hausotte (Ebeneser) und Lenya Gramss (Sammy), die die Kinder liebenswert verkörpern. Die Chemie zwischen ihnen trägt wesentlich zur herzerwärmenden Qualität der aufkeimenden Freundschaft bei. Die Burgtheaterversion funktioniert nicht so gut „dank“ Anja Sczilinskis Inszenierung: Das Bühnenbild ist blank, die Requisiten sind spärlich, die Musik bleibt dezent … Gut 90 Prozent der Spielzeit wird auf der schlicht ausgeleuchteten Bühne nur rumgestanden und gesprochen. Wieso darf es nicht ein bisschen mehr sein?
Wutschweiger erzählt eine bittersüße Geschichte über zwei Kinder, die von Armut betroffen sind und beieinander etwas Halt finden. Gramss‘ und Hausottes berührende Darbietung des Stoffs ist trotz der kargen Inszenierung sehenswert.
Schauspiel: Lenya Gramss & Nils Hausotte | Regie: Anja Sczilinski | Bühne & Kostüm: Aneliese Neudecker | Licht: Bernadin Balukcic | Dramaturgie: Jeroen Versteele | Musik: Hans Wagner | Fotos: Marcella Ruiz Cruz