Die fürchterlichen Fünf

Theater.Nuu│Dschungel Wien│6-10│Anna Bauer

Hässlich, eklig, schrecklich. Das sind nur ein paar der Begriffe, mit denen die fürchterlichen Fünf – Kröte, Ratte, Fledermaus, Spinne und Hyäne – konnotiert werden. Abgelehnt von allen verbünden sie sich. Der Deal dabei: Wir fressen uns nicht auf, wir sind füreinander da.

Auf den ersten Blick bringt das Theater.Nuu mit der Adaptierung des Bilderbuchs von Wolf Erlbruch primär die Geschichte einer Freundschaft auf die Bühne des Dschungel Wien. Auf den zweiten Blick aber entpuppt sich das Stück aber vor allem als eine Hymne auf das Unperfekte und das Fehlerhafte. Und die hat es in sich.

So präsentieren sich die fürchterlichen Fünf ungeniert, geben Schwächen und Fehler ganz ehrlich zu. Ich bohre gerne in der Nase, tönt es da über die Bühne, ich werde viel zu schnell sauer, ich mache Pipi ins Schwimmbecken. Die Ratte klaut gerne, die Kröte laboriert an ihrem fehlenden Selbstbewusstsein und die Fledermaus schläft immer und überall sofort ein. Das Schöne dabei ist, dass sich diese Enthüllungen ganz abseits von Beschämung und Bestrafung entfalten können und vor allem das Kennenlernen des eigenen Selbst im Vordergrund steht. Mit sämtlichen Stärken und Schwächen.

Herrlich erfrischend ist auch, dass selbst die Freundschaft der Fünf nicht immer nur Sonnenschein und Regebogen ist. Die Kröte isst alles, was so ausschaut wie sie, singen die Tiere so zum Beispiel, ohne dabei über die Konsequenzen nachzudenken. Erst als Kröte sichtlich getroffen wirkt, schlagen sie andere Töne an.

In einem bunten Mix aus Dialogen, Musikeinlagen und Tanzperformance erschaffen die Performer:innen dabei vor allem eines: Gute Laune. Spätestens als direkt auf der Bühne frische Palatschinken zubereitet werden, geht es gar nicht mehr anders, als die Vorstellung mit einem strahlenden Lächeln zu verlassen.

Bis dahin dauert es leider ein wenig – gerade der Anfang, an dem sämtliche Tiere vorgestellt werden zieht sich leicht in die Länge. Der leere Bühnenraum und die eher kalte, direkte Beleuchtung helfen dabei nicht sonderlich. Umso schöner wiederum ist dafür Kontrast zur Palatschinkenpartydeko. Kunstvolle Spinnennetzgirlanden, die von der Decke baumeln, sanfter, warmer Lampenschein. Nicht minder beeindruckend als die Partydeko ist, wie Kröte, Fledermaus, Ratte, Hyäne und Spinne dargestellt werden. Anstelle altbekannter Codes wie Farben, Flügel oder Schwänze, werden die Tiere primär mittels Körpersprache der Performer:innen treffgenau porträtiert.

Mit „Die fürchterlichen Fünf“ gelingt ein unglaublich sympathisches und liebenswertes Theaterstück, das mit Musik und Schmäh nicht nur Lust auf mehr macht, sondern einen auch ein bisschen Frieden finden lässt mit den eigenen Schwächen und Fehlern. Unglaublich schön!

Eine Stückentwicklung nach dem Buch von: Wolf Erlbruch │Regie + Stückentwicklung: Sarah Gaderer │Musik: Alicia Edelweiß │ Ausstattung: Laura-Lee Jacobi │ Künstlerische Assistenz: Tara Luger │ Outside Eye: Markus Zett │Produktion: Julia Haas, Mascha Mölkner │ Licht: Mirza Kebo │ Aufführungsrechte: Peter Hammel Verlag, Wuppertal │ Stückentwicklung + Performance: Alicia Edelweiss, Michael Haller, Elina Lautamäki/ Tara Luger, Emmy Steiner, Kajetan Uranitsch

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