„Cut – eine bewegte Zeit“ (Claudia Bühlmann) ///
Marlene Groihofer ///
„Zeit ist Gold“, besagt ein altes Sprichwort. In „Cut – eine bewegte Zeit“, momentan in einer Inszenierung von Claudia Bühlmann im Dschungel Wien zu sehen, hat niemand Zeit für irgendetwas. Zwischen zwei geschäftlichen Telefonaten erfährt ein Bauingenieur von der Schwangerschaft seiner Freundin und seinem ihm bisher unbekannten, fast erwachsenen Sohn. In der Schule fehlt den Jugendlichen in ihren Unterrichtspausen die Zeit, um überhaupt miteinander sprechen zu können. Und eine Zeitreiseleiterin hetzt eine Gruppe von Senioren von einem Ort zum anderen. Wer Zeit haben will, muss sie sich kaufen. Oder einfach nehmen.
Claudia Bühlmanns Inszenierung ist so wenig greifbar wie die Zeit selbst. Geschichten werden ineinander verwoben und auch wieder nicht, während die Zeit in Gestalt einer Tänzerin langsam ihre Runden auf der Bühne dreht. Man nimmt sie kaum wahr. Die Zeit als eigentliche Hauptdarstellerin ist für den Zuseher von wenig Präsenz. Sowie die Zeit uns aber alle betrifft, sind vom Säugling bis zum Pensionisten spannenderweise alle Generationen auf der Bühne vertreten. Einzig die von Laienschauspielern verkörperten Senioren scheinen die Kostbarkeit des Zeitguts bereits erkannt zu haben. Sie sind es, die der Inszenierung mit ihrem authentischen und unbefangenen Auftreten Sympathiepunkte liefern.
Philipp Karajevs Live-Musik und Geräuschkulisse ergänzen die eher spartanisch gehaltene weiße Bühnenfläche perfekt und schaffen ein rundes, harmonisches Gesamtbild. Die Thematik unterstützend nehmen die Zuseher im Kreis angeordnet um den Bühnenboden Platz. Die Zeit fließt ohne Unterlass, von welcher Richtung aus man sie auch beobachten mag. Bis knapp vor Ende der Aufführung fühlt man sich relativ kurzweilig unterhalten. Die letzten zehn Minuten des Stückes wirken wie überflüssig.
weitere Kritiken:
Cut – Eine bewegte Zeit /// Tomáš Mikeska
Egal was kommt – die Zeit vergeht /// Sara Schausberger
Premiere: 7.Juni 2010 – Dschungel Wien
Inszenierung, Künstlerische Leitung: Claudia Bühlmann; Produktionsleitung: Julia Stiefelbauer; Dramaturgische Beratung: Odette Bereska; Regieassistenz: Angela Sirch, Rebecca Eder; Regiehospitanz: Florian Pesel; Musik: Philipp Karajev; Darsteller_innen: N.N.