teenageriot (c) mirjam devriendt

„Teenage Riot“ (Kopergietery und Ontroerend Goeds) ///

If I see MTV, I must smoke crack /// Reinhard Strobl ///

“Teeanage Riot” – Kopergietery und Ontroerend Goeds Portrait der heutigen Jugend als Eröffnungsvorstellung des Theaterfestivals Szene Bunte Wähne

„Watch me, I’m a Tampon“, „Watch me, I’m a cute, little Chinese girl“ sind die Erläuterungen zu den Gegenständen, deren Bilder auf eine weiße Box projiziert werden, während das Publikum den Saal betritt. Nach einem kurzen, mit Stabpuppen dargestellten Prolog, betreten die Jugendlichen aus dem belgischen Atelier Kopergietery die Bühne und verschwinden, begleitet von sehr lauter elektronischer Musik, in besagter Box – einem überstilisierten Jugendzimmer bzw. in der darin stattfindenden Party. Die folgenden Geschehnisse kann das Publikum größtenteils nur als Projektion rezipieren.

Ästhetisch erinnert „Teenage Riot“ an ältere Arbeiten Frank Castorfs, während auf einer inhaltlichen Ebene Problemstellungen aus Filmen wie „Kids“, „La Haine“, oder „Paranoid Park“ verhandelt werden. Angefangen bei Akne wird bis zu den (schlechten) Zukunftsaussichten, die von einem Plädoyer für Magersucht kontrastiert werden, fast alles thematisiert, was für Jugendliche problematisch sein könnte. Auch eine, an YouTube-Tutorials erinnernde Anleitung, wie man eine Frau am besten befriedigen würde, wird dargestellt – eine Möglichkeit selbstbewusster zu werden?

Charakteristisch ist die auf allen Ausdrucksebenen vorherrschende, latente Gewalt, wobei sich das junge Ensemble untereinander offensichtlich zu gut versteht, um diese Aggressivität wirklich glaubhaft darzustellen. Auch der im Titel angekündigte Aufstand ist rein symbolischer Natur. Tomaten werden nicht in das Publikum, sondern nur auf Bilder desselben geworfen und brennende Familienfotos ersetzen die brennenden Autos, welche die Medienberichterstattung über die Aufstände in den Pariser Vorstädten geprägt haben. Am Ende des „Aufstands“ wird ein Ausschnitt aus einem realistisch wirkenden Computerspiel gezeigt, dessen Spielziel sich im Verprügeln und Quälen von anderen Leuten erschöpft. Kommentiert wird diese Szene von einem äußerst reflektiert wirkenden Jugendlichen, der darum bittet, nicht ihn – seine zunehmende Desensibilisierung gegenüber Gewalt – zu verurteilen, sondern den Entwickler dieses Spiels. Die Intention des Regisseurs Alexander Devriendt – Kritik an den Ausprägungen der vorherrschenden Popkultur oder der Versuch die „heutige“ Jugend zu porträtieren? – bleibt unklar. Bestehen bleibt der Eindruck, dass vorrangig die Probleme thematisiert werden, die Erwachsene den Jugendlichen so gerne zuschreiben und nicht jene, die die Teenager wirklich betreffen.

 Gastspiel: SZENE BUNTE WÄHNEKopergietery

Autoren: Joeri Smet & Alexander Devriendt; Regie: Alexander Devriendt; Dramaturgie: Mieke Versyp; Darsteller_innen: Alice Dooreman, Edouard Devriendt, Ian Ghysels, Jorge De Geest, Koba Ryckewaert, Marthe Hoet, Nanouk Lemmerling & Verona Verbake

 

Von paul

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