„BiSSwert“ (Wiener Klassenzimmertheater) ///
Die Mission der Anna Fogel /// Reinhard Strobl ///
Das Wiener Klassenzimmertheater setzt sich unter der Regie von Dana Caspo mit dem Thema Mobbing auseinander.
Mit einem roten Cape und schwarzer Sonnenbrille, als ob sie einem der unzähligen Vampirfilme der letzten Jahre entsprungen wäre, betritt Anna Fogel (Maria Nöbauer) das Klassenzimmer und bittet eines der plötzlich sehr stillen Kinder, doch bitte die Türe zu schließen. Die direkte Interaktion mit den Kindern ist eines der wichtigsten Elemente des Stücks BISSwert, ob es nun um das Schließen der Tür oder die Frage danach geht, ob schon einmal jemand gemobbt wurde und was sie eigentlich über Vampire wissen.
Die fiktive Biographie der Anna Fogel – vor über 200 Jahren wurde sie von einem Vampir gebissen und von einem Zigeunermädchen dazu verflucht, ebenso viele Seelen zu retten, wie sie ins Verderben gestürzt hatte – bildet die Basis, um mit den Kindern ins Gespräch zu kommen und sie langsam auf ihre „Mission“, das Retten der Seelen resp. Gutes zu tun, vorzubereiten. Zu jedem Kind und auch zur anwesenden Lehrkraft sagt sie etwas Nettes und hebt positive Eigenschaften hervor, mit Unterstützung der anderen Kinder, denn nach ca. 30 Minuten kann sie schließlich noch nicht alle so gut kennen. Durch die derzeitige medialen Verbreitung würde das Thema Vampirismus einige Anknüpfungspunkte bieten, ob die angedeutete Gewalt – „Auch wenn ich in 200 Jahren jeden Tag nur eine Person getötet hätte, wären das schon Tausende…“ – noch unter den Begriff Mobbing fällt, sei dahingestellt.
Sicher wäre das Stück aber ohne den katholisch geprägten Diskurs über die „Seele“ ausgekommen. Vor allem in Anbetracht des großen Erfolgs von Stephenie Meyers „Twilight“-Serie schiene es eher interessanter, die dort dargestellten Körperbilder, Moralvorstellungen und den Konflikt zwischen den gebildeten (europäischen) Vampiren und den „wilden“ (indigenen) Werwölfen zu untersuchen. Zumindest hat man jedoch das Gefühl, dass von den SchülerInnen die grundlegende Botschaft, das Wertschätzung für jede/n eine positive Erfahrung ist, verstanden wurde, auch wenn sich vielleicht ein andere Thematik besser geeignet hätte, um ihnen dies zu vermitteln.
Premiere: 18.10.2010 – Wiener Klassenzimmertheater
Autor: Holger Schober, Inszenierung: Dana Csapo; Darstellerin: Maria Lohn; Theaterpädagogik: Sabine Maringer