herr jemineh hat glück (c) bert gstettner

„Herr*Jemineh hat Glück“ (Tanz*Hotel) ///

Herr Jemineh hat Glück: alles nur Enstellungssache? /// Katrin Hammerl ///

Wie hat man Glück im Leben und was ist Unglück? Was tun, wenn man Pech hat? Ist wirklich alles bloß eine Frage der Einstellung?

So große philosophische Fragen stellt Tanz*Hotel in „Herr Jemineh hat Glück“, einem Tanztheater nach Heinz Janischs gleichnamigem Bilderbuch. Die Antwort darauf beginnt mit jazzigen Livemusik-Klängen, einem Performer und einer Performerin: Herr und Frau Jemineh. Er ist pantomimisch und körperlich ausdrucksstark, flexibel und bringt zum Lachen. Sie, und damit auch die weibliche Hauptfigur, bleibt leider maskenhaft und steif. Liegt das auch an den hohen Plateauschuhen? Zurück zum Setting: Die beiden kneten einen imaginären Teig und tanzen Duette – zu Zuneigung, Zurückweisung, Verstecken, Fangen, körperliche Anziehung.

Doch so reduziert auf das Körperliche und den Ausdruck von Zwischenmenschlichkeit geht es nicht weiter. Viel ist zu tun mit Alltäglichkeiten und den Requisiten: Gehen, Sitzen, Winken, Füttern, Tischdecken, Essen der – leider nicht imaginären – Knödel. Außerdem sind da noch die Kinder, die die Handlung kommentieren. Nun, die Kommentare werden redundant, aber keine Frage: die Kinder singen, rappen und tanzen mit Perfektion. Auf der Bühne stehen in Terrakotta gefärbte Blumentöpfe in allen erdenklichen Größen. Nicht nur für die Schlussszene sind diese symbolhaft. Ein Blumentopf, den man auf den Kopf bekommt: ein bekanntes Bild für Unglück. Aber bietet das Spiel mit den Töpfen nicht genug Raum für freie Assoziation, braucht es da noch Tisch und Stühle?

Was überhaupt ist Glück? Frau Jemineh stellt die Frage ans Publikum – doch ausgerechnet in dem Moment, da Herr Jemineh zu ertrinken droht. Da ist dann leider keine Zeit mehr, um Antworten zu erhalten. Wie glücklich die Jeminehs sind, einander überhaupt kennenzulernen, auch das bleibt Ansichtssache. Die Handlung findet keinen wirklichen Höhepunkt, sie bleibt episodenhaft. Passend dazu die rhythmischen Musikstimmungen, die mit Klangkörpern, Percussion und Bassrhythmen erzeugt werden. Sind Glück und Unglück nicht einfach Konstruktionen des Denkens? Tanz*Hotel traut Kindern inhaltlich so einiges zu! Und beeindruckt nicht zuletzt mit hoher Professionalität in der Zusammenarbeit zwischen Erwachsenen und Kindern sowie dem bezaubernden Performer Ákos Hargitay.

Premiere: 28.03.2013 – Dschungel WienTanz*Hotel

Autor_innen: Heinz Janisch, Selda Marlin Soganci; Choreografie, Inszenierung: Bert Gstettner; Bühnenbild: Monika Biegler; Bühnenbildassistenz: Beate Bauer; Kostüm: Devi Saha; Kostümassistenz: Salomé Ritterband; Licht: Klaus Greif; Regieassistenz: Julia Muralter; Koordination: Claudia Bürger; Musiker_innen: Katharina Ernst, Matija Schellander; Tanz, Performance, Co-Choreografie: Ákos Hargitay, Nora Pider; Darsteller_innen: Myron Olev, Max Gstettner, Herbert Wallner, MaryAnn Bayrleitner, Tara Biegler

Von Nora

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