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„THE BOYS ARE BACK IN TOWN“///

Nach „Boys don’t cry“ schöpfen TheaterFOXFIRE & Dschungel Wien wieder aus der hemmungslosen Energie und Individualität von sieben jungen Männern zwischen 13 und 31 und präsentieren mit ihrem Tanztheaterstück eine Palette an Ideen und Stilen. /// Katrin Hammerl ///

Corinne Eckenstein hat, gemeinsam mit den Tänzern und jenen, die auf dem besten Weg zur Professionalität sind, Choreografien und Texte erarbeitet und daraus eine rasante Collage gemacht. Es geht um das Gefühlschaos des Erwachsenwerdens, die Schwelle zwischen Selbstbestimmung und Elternhaus und speziell um Vater-Sohn-Beziehungen.

Das Bühnenbild versinnbildlicht den Kontrast zwischen heimeligem Wohnzimmer-Gefühl und wilder Aufbruchsstimmung mit Pölstern und zwei Podesten, die auch als Halfpipes dienen, die in schwarzen Samt und Fellflecken gehüllt sind. In schlichten Geschichten erzählen die jungen Männer von Vater-Sohn-Erinnerungen und bevor das Thema ins Melancholische kippt, lockern bewegte Parodien von Männlichkeitsbildern – etwa Hollywood-Actionheros und Business-Marionetten – die Stimmung auf. Von südländischen Klängen über Beatboxing, Pop und Elektro reicht der musikalische Bogen und ebenso vielfältig sind – von Breakdance bis zu Ballett – auch die Tänze. Einflüsse aus TV, Kino und typische Verhaltensweisen werden bis zur Lächerlichkeit stilisiert. Gefühlsausdruck und lustige Karikaturen wechseln einander ab – effektvoll und nie langweilig. Zwar wirken nicht alle Bilder und Fragmente aufeinander abgestimmt und dadurch scheint manches vielleicht eine Spur zu viel, dennoch bewähren sich die Gelegenheiten zur Kontemplation, etwa, wenn sich die Boys tanzend gegenseitig halten, tragen, „unterstützen“. Eindrucksvoll auch das gefühlvolle Tanzsolo mit den Pölstern und das pantomimisch-tänzerische Spiel mit Masken, die die Gesichter ihrer Väter zeigen: eine starke Anwesenheit der echten Väter, auch wenn sie sich von ihnen losgelöst haben.

Die Boys sind auch beim zweiten Mal originell und aktuell. Um aus ihnen stilsichere Men on Fire zu machen (wie es das Schlusslied vermuten lässt), wäre womöglich ein „Weniger“ mehr. Ob das überhaupt ein Ziel sein könnte, kann wohl nur eine dritte Show zeigen, die bestimmt gern gesehen wäre.

Premiere: 15. Jänner 2014 – Dschungel Wien

Regie und Konzept: Corinne Eckenstein; Choreographie: Corinne Eckenstein und Ensemble; Tanzcoach: Akos Hargitay; Bühne, Lichtdesign: Andreas Pamperl; Kostüme: Ulli Nö; Musik: Sue Alice Okukubo; Foto, Video: Rainer Berson; Regieassistenz: Johanna Müller; Produktion: Alexandra Hutter; Tänzer: Adil Embaby, Ben Pascal, Flavio de Pina Soares de Carvalho, Hisham Morscher, Joaquin Ylo, Richard Schmetterer, Yu Lei

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