Kriegsfreiheit_5 (c) Kevin Ferdinandus

X Jahre Kriegsfreiheit ///

Warum der Krieg leichter auszuhalten ist als der Frieden erzählt das Gewinnerstück „X Jahre Kriegsfreiheit“ des letztjährigen Nachwuchstheater-Wettbewerbs der Drachengasse /// Sara Schausberger ///

Was willst du, wenn du alles haben kannst? In „X Jahre Kriegsfreiheit“ will der junge Thazar (Steve Schmidt), dem alle Möglichkeiten offen stehen, Krieg. Weil Krieg leichter zu erklären ist, als die Liebe und weil der Frieden unerträglich ist.

Die Produktion, die letztes Jahr den Nachwuchstheater-Wettbewerb der Drachengasse gewonnen hat und nun abendfüllend zu sehen ist, wirft die Frage in den Raum, was passiert, wenn einem alles zur Verfügung steht, einen aber nichts befriedigt. „Empört euch!“ war das Motto des Wettbewerbs, im Siegerstück (Text: Leon Engler) ist es eine lethargische Empörung, die stattfindet. Multioptionismus und Grenzenlosigkeit hinterlassen eine große Leere in der in den 80er Jahren geborenen Generation Y, die hier zum Zug kommt.

Unter der Regie von Michael Schlecht bleibt auch die Bühne leer, nur ein toter, gerupfter Gänsekörper wird irgendwann von der Decke baumeln und bis zum Schluss hängen bleiben, während Thazar und sein energiegeladener Gegenspieler Kater (Wojo van Brouwer) existenzielle Dialoge führen. E-Gitarren-Sounds (auch die Musik ist von Autor Leon Engler) unterlegen das Spiel dieser Inszenierung, die sich ein bisschen zu ernst nimmt. Dass es zwischendurch auch lockerer wird, liegt vor allem an Wojo van Brouwer als Kater – „Kater, wie der Katzendecker und wie der Kopfschmerz“ -, der den Bauch aus dem weißen Unterhemd hängen lässt und Gänse züchtet. Hilaria (Mira Tscherne) hingegen, in die sich Thazar beim Discobesuch verliebt, ist nur dazu da den Charakter des melancholischen Helden zu bedienen, das ist schade.

Kein Krieg kommt auf in „X Jahre Kriegsfreiheit“, das vielleicht vielmehr die Geschichte einer Depression, als von einer ganzen Generation erzählt.

Premiere: 5. Mai 2014 – Theater Drachengasse

Text und Musik: Leon Engler; Regie: Michael Schlecht; Darsteller_innen: Wojo van Brouwer, Steve Schmidt, Mira Tscherne

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