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Wunderjahre /// motschnik /// Dschungel Wien /// 7+ /// Timon Mikocki

In motschniks ätherischem Tanzstück „Wunderjahre“ passiert nichts Weltbewegendes. Zu einem kleinen Mädchen im Konfettiregen tritt eine junge Frau mit belgischem Akzent und Turnanzug, bald danach auch ein zweites Mädchen. Den Großteil des Stückes über beobachtet und kommentiert ein Mädchen, wie die Erwachsene und das andere Mädchen sich gestisch vergleichen, Körper und Horizonte vermessen. Mehrmals werden bestimmte Lebensalter pointiert aufgelistet. Was kann man in welchem Alter besser? Ein mögliches Ergebnis des in Retroästhetik gehaltenen Spiegel-Vorhaltens: Jede Altersstufe hat ihre eigenen Fähigkeiten und jede hat Wertvolles für andere zu bieten.

Gefeiert werden aber vor allem die kindlichen Wunder, die im Alter verblassen: Versinken in Kleinstrealitäten, pure Emotionen haben, unbescholten sein. Denn wer will schon erwachsen, um dann besser lügen oder Oma spielen zu können?

Das Stück ist physisch, öfters witzig und frei von platter Pädagogik oder Bedeutungsschwere. Kindliches Publikum sieht bei Träumereien zu, die so auch zuhause stattfinden können sollten. Es ist poetisches, sensorisches Theater ohne starke Reize und Amplituden, zuweilen auch langatmig und einfältig. Außerdem ist es ausschließlich weiblich. Wer sich auf das einlassen kann, wird hier bestimmt 45 Minuten schwelgen können. Vor allem verkrustete Erwachsene sollten diesem Zeitpfeile-Treffen beiwohnen. Wer allerdings wegen luftiger Phantasmen nicht extra ins Theater muss, der/die kann auch daheim spielen. Hoffentlich.

Regie: Melika Ramic; Dramaturgie: Johanna Figl, Theresa Unger; Spiel: Marieke Breyne, Laura Biz, Zahra Jasmin Haller

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