Fr. Apr 19th, 2024
Print Friendly, PDF & Email

(c) tanz*hotel/ernst grünwald

WILD*THINGS /// Tanz*Hotel /// Dschungel Wien /// 7+ /// Timon Mikocki

Endlich mal ein Stück, bei dem der Name des Hauses auch auf Handlungsebene zutrifft! Im Dschungel spielte man eine Adaption von Maurice Sendaks erfolgreichem Kinderbuch „Where the Wild Things Are“. Mit der Fantasie lassen sich die Ängste des Alltags überwinden, diese Aussage will hier getanzt werden. Drei Erwachsene und sechs Jungen (11-13 Jahre) spielen reibungslos zusammen. An der Handlung sind Details neu; Max heißt hier Mox, seine Freunde können Breakdance, seine Königskrone besteht aus Playstation-Controllern (den neuen Heiligtümern der Jugend), er outet sich als „sächlich“ und spielt damit den Gender-Ball. Vieles bleibt aber auch beim Alten: Mox wird auch 50 Jahre später noch ohne Essen ins Bett geschickt, bevor er sich auf die Dschungelinsel träumt.

Wirklich gut sind Musik, Tanz und Kostüm. Rhythmen werden live geschlagen (Igor Gross) und energetisieren so punktgenau die Bewegungen und den Sprechgesang. Das Spiel wechselt von Breakdance und Mini-Sketches zu konfrontativen Turnübungen wie dem neuseeländischen Haka, dessen Mantra entschieden zu oft wiederholt wird. Die Masken der Wilden Kerle (Devi Saha) sind originelle, assemblierte Teile, sie werden zwischendrin abgenommen und so die Illusion sichtbar gemacht. Ohnehin wirken die Kreaturen nie wirklich beängstigend (das Buch wurde hingegen für seine Unheimlichkeit kritisiert). Das Fürchten wird also nicht gelehrt, dafür aber das Lachen und die Gleichberechtigung: Hier darf jeder einmal König sein. An der Choreografie (Bert Gstettner) sind die dynamischen Tischszenen am gelungensten, sehr bildhaft z.B. die Zerreißprobe zwischen häuslicher Liebe und Konflikt, auch Mox´ Wut leuchtet ein. Leider ist die Sprache oft schwer verständlich und die chorischen Passagen fallen uninspiriert aus. Insgesamt merkt man dennoch, dass viel Arbeit in das Stück investiert wurde. Auch wenn nicht alles aufgeht, bietet die Kombination der künstlerischen Darstellungsebenen fantsasievolle Unterhaltung.

Regie, Choreografie: Bert Gstettner; Performance, Co-Choreografie: Ákos Hargitay, Silvia Salzmann; Live-Musik: Igor Gross; Kostüm: Devi Saha; Bühne: Daniel Angermayr; Kinderensemble: Luis Aue, Benni Angelov, Max Gstettner, Myron Olev, Herbert Pirker, Simon Vielgut; Produktion: Tanz*Hotel / Art*Act

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert