Emil und die Detektive /// Dschungel Wien /// 6+ /// Timon Mikocki

5 Banner, auf denen Straßenschilder, eine Litfaßsäule und Mistkübel abgebildet sind, hängen von der Decke. Ein kecker Junge vom Lande betritt die Bühne der Großstadt. Wir befinden uns in Wien oder auch Berlin, jedenfalls in einer Metropole samt riesigen Autos und Katapulten. Noch bevor Emil richtig angekommen ist, muss er schon einem zwielichtigen Mann nachspionieren, der sein ganzes Geld geklaut hat.

Erich Kästners Detektivstory wurde diesen Monat schon zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres an einem Wiener Theater für junges Publikum aufgeführt. Im Vergleich zur aufwendigen Produktion, die das Theater der Jugend im Dezember gezeigt hat, muss der Dschungel Wien mit weniger Mitteln auskommen. Das Stück fängt träge an, nimmt aber rasch an Fahrt auf. Auf der Bühne wuseln insgesamt 17 (!) einheitlich gekleidetet kindliche Detektive unter der „Leitung“ von Ivana Nikolic umeinander. Gustav mit der Hupe ist hier ebenfalls weiblich (stark: Christina Huber), Pony (überraschend, aber überzeugend: Maria Spanring) fährt mit dem Fahrrad auf die kleine Bühne, die Besetzung des Emil Tischbein mit Wenzel Brücher ist gelungen. Die beste Rolle hat aber Stephan Lack, der auch für die Dramaturgie verantwortlich zeichnet. Er gibt den stummen, sehr fesselnden Dieb und vermittelt mit seinem schnauzbärtigen Mienenspiel genau die richtige Dosis an humorgefederter Unheimlichkeit.

Regisseurin Yvonne Zahn wusste, dass man das Stück raumgreifend inszenieren sollte. Mit dem Tanz, den filmischen Erweiterungen und der Bespielung des gesamten Theaterraumes, auch mit einzelnen sehr schönen Textpassagen ist ihr ein schönes „Verbrecherverfolgungsstück“ gelungen. Leider bleibt die Kindergruppe konturlos. Bei einer solchen Anzahl an DarstellerInnen ist es sehr schwierig, Besonderheiten herauszustreichen. Das Zusammenspiel von erfahrenen SchauspielerInnen und unerfahrenen Kindern, wie es in vielen Dschungelproduktionen vorkommt, erfordert besonderes Fingerspitzengefühl, das haben die letzten Stücke gezeigt. In diesem Stück ist jedes Kind ein/e HeldIn. Das kann man durchaus so lassen, ein wenig Luft nach oben bleibt aber bestehen.

Von: Erich Kästner | Fassung, Regie: Yvonne Zahn | Dramaturgie: Stephan Lack | Musik, Komposition: Wolfgang Köck | Choreografie: Juliett Zuza | Bühne: Nora Pierer | Aufführungsrechte: Verlag für Kindertheater Weitendorf GmbH, Hamburg | Regieassistenz: Azelia Opak | Kostüm: Elke Tscheliesnig | DarstellerInnen: Christina Huber, Ivana Nikolic, Maria Spanring, Wenzel Brücher, Stephan Lack sowie der Kinder-Club der Detektive: Anjou Vaquette, Diana Lyhashek, Leon Lyhashek, Clara Goll, Smilla Cubic, Saskia Kanai, Noelle Speglic, Louize Brudermann, Rebeka Mayer, Temuuler Ganbaatar, Johannes Brandweiner, Sharon Koruth, Manuel Berger, Emma Wiederhold, Dina El Hamrawi, Nicolas Sulka, Lola Bernhard

 

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