/// Dschungel Wien /// 9+ /// Clara Gallistl
Makemake produktionen verstehen es, Publikum in den Kosmos einer Produktion einzubetten. Michèle Rohrbach empfängt als gebeugte Frau in Schwarz die kleinen und großen Zuschauer_innen umringt von duftenden Heuballen. Der Bergwind pfeift uns um die Ohren. Es gibt viel zu entdecken, auf dieser Bühne. Plötzlich taucht eine Erntedank-Gesellschaft auf, mehrheitlich weiblich. Clara Luzia nehmen am zentrierten Schlagzeug Platz.
Es ist ein Stück ohne Höhepunkt, ohne Moral, ohne Anspruch, voller Belanglosigkeit – so bereitet uns der Eingangsmonolog auf das Kommende vor. Was folgt sind nacherzählte und performativ wie musikalisch dargestellte Geschichten über die Saligen – mythische Frauenfiguren der Tiroler Kulturgeschichte. Hier liegt die große Stärke dieser Produktion: Wir sehen starke Frauen, die sich ihren Raum nehmen. Die Saligen dulden nichts außer Selbstbestimmung. Fühlen sie sich ungerecht behandelt, verschwinden sie. Sie ziehen sich zurück in die Berge und leben dort als rein weibliche Gesellschaft, in der “allen alles gehört”.
Fremd- und Selbstbestimmung sowie die Erforschung einer antikapitalistischen Gesellschaftsform waren auch für Clara Luzia Grundlage ihrer eigens angefertigten, durchgängigen Komposition. Die sinnliche Umsetzung abstrakter Themen ist zurecht das Markenzeichen von makemake produktionen und schafft ein Erlebnis für Erwachsene wie Kinder. Einzig eine dramaturgische Abrundung – vielleicht dann doch Zuspitzung auf das Thema der alternativen Gesellschaftsform – hätte der Arbeit noch gut getan. So steigt man aus mit sinnlicher Kenntnis der verschiedensten Sagen rund um die Saligen – und hätte vielleicht gerne noch mehr gewusst.
Makemake Produktionen. Premiere: 18. April 2018.
Nach dem Buch von: Martin Auer. Regie: Sara Ostertag. Komposition, Musik: Clara Luzia (Clara Priemer-Humpel und Catharina Priemer-Humpel). Ausstattung: Christian Schlechter. Spiel, Tanz, Choreografie: Michèle Rohrbach, Martina Rösler, Steffi Wieser. Tenor, Spiel: Richard Klein. Dramaturgie, Regieassistenz: Anita Buchart. Produktion: Florian Eschelbach.