Frühlings Erwachen /// Schauspiel mit Musik /// Borg 1 für Musik und Kunst, Hegelgasse 12 /// Dschungel Wien /// Cornelius Edlefsen /// 13+ /// Timon Mikocki
Um das Stück für junges Publikum besser verdaulich zu machen, werden die 3 Akte vor Beginn angesagt und noch so einiges anderes vereinfacht. Am direktesten wirken die schön choreografierten Tanzeinlagen und die Popsongs; Hier kommen die charakteristischen Eigenschaften der Personen klar heraus – am Ende hören wir sogar einen selbst geschriebenen Originalsong. Musikalisch ist das schön mitzuerleben. Wahrscheinlich bringt insgesamt dieses Miteinander den Mitwirkenden und ihren Angehörigen mehr, als anonymen Zuschauer*innen, und das ist auch OK, aber eine Kritik bezieht sich auf Umsetzung und Aufnahme. Da sind einige Regieeinfälle zu bemerken, wie die chorische Darstellung der Mutter, oder die milde Lösung des Selbstmords, ansonsten fällt vor allem der Klassenzimmerstil auf. Lino Eckenstein stellt sich in der Figur des vermummten Herrn zweifelsohne künstlerisch fortgeschritten und ausdrucksstark in den Vordergrund. Der Sohn der Leiterin des Dschungels gibt betont androgyn die heimliche Hauptrolle.
Ohne die Leistung der Darsteller*innen schmälern zu wollen, ist diese Aufführung trotz aller Modernisierung mehr Musical und Talentshow als dramatisches Theater. Meiner Meinung nach muss man dieses Stück nicht mehr aufführen. Trotz aller nostalgischer Liebe für die Wallungen der (eigenen) Jugend darf es in den Schubladen verschwinden und sein Dasein als epochenkundiges Reclam-Buch im Literaturunterricht fristen. Denn es gibt dutzende neue Texte, die dieselbe Thematik zeitgemäßer behandeln. Das verdeutlichen Formulierungen wie die das Stück dominierenden “männlichen Regungen” oder die “Gelbsucht”. Und obwohl veraltete heteronormative Paarungen und deren Anschauungen durch Homosexualität aufgelockert werden, was zu Aufregung bei den pubertierenden Zuschauern führt, ist die Veränderung, die der Diskurs zur Sexualität in den letzten Jahrzehnten durchgemacht hat, größer, als der Schritt, den das Ensemble mit der textlichen Vorlage nehmen kann. So kann man das Ganze wohl als dynamisierende Übung auf dem Weg zu neuen Themen und schauspielerischer Reife sehen.
Es spielen: Emma Berghold, Lea S. Echtermeijer, Lino Eckenstein, Astrid T. Fabian, Ella M. Fliri, Saveria E. Frühmann, Alma Grausam, Lukas J. Hagenauer, Klara Hatter, Anton C. Hörmann, Florian Klingler, Nefeli Koptsas-Anastassiou, Hannah Kuhn, Sabrina Lang-Muhr, Tarina Mair, Jasmin Safadi, Clara Schmoll, Paula Spitzy, Alessa K. Steiner, Lena Strobl, Anna S. Weber, Amelie Winter, Lena Wolsegger
Regie: Cornelius Edlefsen
Musikalische Leitung: Theresa Bannholzer
Leitung Bühne und Kostüm: Sascha Reichstein, Ramona Zdarsky
Leitung Choreographie: Lino Eckenstein, Amelie Winter, Emma Berghold
Leitung Maske: Ella M. Fliri, Nefeli Koptsas-Anastassiou, Clara Schmoll, Anna S. Weber
Bühnenbildassistenz: Emma Berghold, Lea S. Echtermeijer, Lino Eckenstein, Sabrina Lang-Muhr, Tarina Mair, Alessa K. Steiner
Kostümassistenz: Alma Grausam, Lukas J. Hagenauer, Klara Hatter, Jasmin Safadi, Paula Spitzy, Amelie Winter, Lena Wolsegger
Regieassistenz: Nefeli Koptsas-Anastassiou, Lena Strobl
Requisite: Astrid T. Fabian, Saveria E. Frühmann, Anton C. Hörmann, Florian Klingler, Lena Strobl