Schrei
von kollektiv kunststoff │ Dschungel Wien │ 9+ │ Lisa Müller
So hat man das Museumsquartier noch nie erkundet! Kopfhörer auf und schon beginnt eine wundersame Audiowalk-Reise bis in seine verstecktesten Winkel. Geleitet von Sarah Zaharanskis Stimme taucht man in eine fantastische Parallelwelt ein. Alles erscheint magisch und geheimnisvoll: Die Erzählerin lenkt die Aufmerksamkeit der jungen Zuhörer:innen auf kleine Details, die sonst unbemerkt bleiben würden. Stuckverzierungen, Zeichnungen und unscheinbare Nebengässchen werden poetisch in die Geschichte eingeflochten. Gemeinsam staunt und begibt sich die Gruppe auf Forschungsexpedition auf einem fremden Planeten. Dabei wird sie ständig von seinen unheimlichen Bewohnern verfolgt: Verhüllte Gestalten huschen den Besucher:innen schattenhaft hinterher und verwandeln das MQ in ihre Bühne. Ihr Tanz wirkt wie ein Schauspiel aus einer anderen Welt. Dann sind sie wieder weg. Ein Verfolgungsspiel beginnt, doch wer verfolgt wen? Die rätselhaften Wesen tauchen urplötzlich auf Häuserdächern auf oder lauern hinter Ecken. Beklemmend. Eine unsichtbare Bedrohung liegt in der Luft, die Stimmung ist elektrisierend. Das Gegengewicht zu den unheimlichen Verfolgern bildet die in einem bizarren, orangenen Mantel gekleidete Wächterin (Susanna Peterka) der Schutzzone. Dort kann das Publikum wieder zur Ruhe kommen, bevor das Abenteuer weiter geht.
Treppauf, treppab – in der 80 Minuten langen Performance wird jeder Quadratzentimeter des Museumsquartiers erforscht. Die Spannung nimmt niemals ab. Dabei wird das Gelände des MQs gekonnt als Dreh-und Angelpunkt der Performance in Szene gesetzt. Am Ende geht es hoch hinauf: Auf der Aussichtsplattform Libelle werden die gespannten Zuhörer:innen mit einer fesselnden Abschlussperformance und einem atemberaubenden Blick über das Museumsquartier belohnt. Die Darsteller:innen bestechen mit Intensität und Ausdrucksstärke, die durch Sophie Baumgartners futuristische Kostüme unterstrichen werden. Dramaturgin Christina Aksoy und Choreografin Raffaela Gras kreieren gemeinsam mit ihrem Team ein spannendes und innovatives Konzept, das durchgehend überzeugt. Nach diesem abenteuerlichen Erlebnis wird das Museumsquartier wohl immer mit anderen Augen betrachtet werden.
Konzept, Choreografie: Raffaela Gras │Dramaturgie: Christina Aksoy │Komposition, Sounddesign: Peter Plos │Posaune: Andreas Grünauer │Choreografische Mitarbeit, Performance: Katharina Senk, Michael Gross, Susanna Peterka, Stefanie Sternig │Künstlerische Mitarbeit, Stimme: Sarah Zaharanski │Kostüm- und Raumgestaltung: Sophie Baumgartner │Research & Feedback: Inge Gappmaier, Christina Rauchbauer, Simone Kühle, Lisa Bunderla│Besonderer Dank an DARUM, Kunsthalle Wien, WUK ttp │Foto: Waltraud Brauner