Das Leben macht mir keine Angst

von VRUM PERFORMING ARTS COLLECTIV | Dschungel | 6-12 Jahre | von Lisa Müller

Eigentlich ist das Leben zum Fürchten. Ob knarrende Türen, gruselige Schatten oder körperlos umherflitzende Hände: grausige Gefahren lauern überall. Da schlottern einem schon mal die Knie! Zum Glück gibt es auf der Bühne gelbe Getränkekisten, hinter denen man sich verstecken kann. Gemeinsam bieten die Schauspieler:innen der Furcht die Stirn und begegnen ihr mit Humor und Zusammenhalt. Angelehnt an das gleichnamige Gedicht der US-amerikanischen Autorin Maya Angelou werden in einer szenischen Aneinanderreihung die verschiedenen Facetten von Angst(bewältigung) vorgestellt. Ins Deutsche übersetzt wird der Originaltext in kleinen Ausschnitten in die Performance eingebettet. Ansonsten bleibt die Verwendung von Sprache stark eigeschränkt. Stattdessen wird sich geschickt auf das Prinzip „show, don’t tell“ verlassen: Pantomimisches Schauspiel, Tanz und vor allem Musik leiten durch das Stück und transportieren so viele assoziative Inhalte, dass Worte überflüssig sind. Dadurch wirkt das Fehlen einer in sich geschlossenen Handlung auch nicht störend. Thematisch ist das Stück in drei Teile unterteilt: Während es im ersten und letzten Drittel urkomisch und turbulent zu geht, hebt sich der Mittelteil von der restlichen verrückt-bunten Performance deutlich ab. Plötzlich ist alles dunkel und die Darsteller:innen stolpern nur mit einer Taschenlampe bewaffnet durch die Finsternis. Im flackernden Taschenlampenschein erkennt man schemenhafte Figuren und bleiche Hände, die nach den Performer:innen greifen. Ein Leintuch wird gespannt und verbirgt die direkte Sicht auf die Bühne. Die so erzeugte cinematische Atmosphäre erinnert an einen Schwarz-Weiß-Film, während ausgeklügelte Schattenfiguren an das Leintuch geworfen werden. Dem jungen Publikum läuft ein kalter Schauer über den Rücken. Zum Glück wird alles wieder hell und die Schauspieler:innen toben gemeinsam in bunten Tüllröcken über die Bühne. Durch den so vollzogenen Wechsel zwischen dunkel-schaurig und grell-fröhlich wird die Angst gebrochen. Einige etwas langatmige Szenen des ersten Drittels wirken wie bloßer Klamauk und tragen nicht zur Kernaussage des Stückes bei. Dies kann jedoch verziehen werden, da die letzten beiden Drittel sehr viel abgerundeter sind und sich wieder auf den thematischen Schwerpunkt konzentrieren. In dem generationsübergreifenden Ensemble ergänzen sich die erfahrenen Schauspieler:innen (Filip Sever Bandi Meszerics, Gat Goodovitch Pletzer) mit den jugendlichen Musiker:innen (Salome Bastien: Fagott, Jaša Frühwald: Schlagzeug, Isadora Magnusdottir: Violine, Pia Kaçınari Mikula: Cello, Maya Villarreal: Violine und Gitarre). Die laute, humorvolle Gestaltung macht Spaß und verleiht Zuversicht. „Das Leben macht mir keine Angst“ ist ein Mut-mach-Stück, das zum Mitlachen einlädt.

REGIE + CHOREOGRAFIE: SANJA TROPP FRÜHWALD | KOMPOSITION +MUSIKALISCHE LEITUNG: IMRE LICHTENBERGER BOZOKI | TEXTE: BARBI MARKOVIĆ | BÜHNE: IRENA KRALJIĆ | KOSTÜME: ANA FUCIJAŠ | LICHT: ALEKSANDAR ČAVLEK | TANZPÄDAGOGIK: SUNČICA BANDIĆ | PRODUKTIONSLEITUNG: TILL FRÜHWALD | PERFORMANCE: SALOME BASTIEN, JAŠA FRÜHWALD, GAT GOODOVITCH PLETZER, ISADORA MAGNUSDOTTIR, BANDI MESZERICS, PIA KAÇINARI MIKULA, FILIP SEVER, MAYA VILLARREAL

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