Herakles. Ein Haufen Arbeit

Rabenhof | in Kooperation mit dem Theater der Jugend | 10+ | Lisa Müller

Herakles (Christoph Hagenauer) hat nur ein Ziel vor Augen: Er will als sagenumwobener Held in den Olymp aufgenommen werden! Ihm steht Großes bevor, dessen sind sich alle sicher. Immerhin bedeutet sein Name so viel wie „der, dem Hera den Ruhm gibt“. Hera (Bettina Schwarz/Leila Müller) aber denkt gar nicht erst daran. Sehr viel mehr möchte sie dem illegitimen Sprössling ihres untreuen Göttergatten alle Monster der Unterwelt auf den Hals hetzen. Doch ob nemeische Löwe, Hydra oder die Rösser des Diomedes: Herakles hat zwar einen ganzen Haufen Arbeit, aber keines der Ungeheuer ist seiner Kraft gewachsen. Der junge Held glaubt sich schon im Olymp und wähnt Hera sicher auf seiner Seite. Umso größer die Enttäuschung, als er feststellen muss, dass ausgerechnet die göttliche Stiefmutter hinter all dem steckt. Diese steht ihm – nun da er sie und den Olymp vor den Giganten gerettet hat – zwar gnädiger gegenüber, Herakles aber hat die Götter satt. Ihre Oberflächlichkeit entsetzt ihn und er erkennt, dass sein Glück bei seiner irdischen Familie liegt. „Herakles. Ein Haufen Arbeit“ begeistert das junge Publikum mit flottem Schlagabtausch. Durch die wiederkehrenden Dialogmuster und Running-Gags ist der Schmäh quasi schon vorprogrammiert. Komödiantisches Highlight ist mit Sicherheit Herakles Ziehvater Amphitryon (Ingo Paulick), der durch misslungene Kommunikation mit Gattin Alkmene (Bettina Schwarz/Leila Müller) stets an der richtigen Konklusion vorbeischrammt. Bei oft inszeniertem Stoff besteht das gewisse Risiko wichtige Details zu kürzen, die jedoch wesentlich zum Verständnis beitragen. So wird auch hier die Motivation hinter Herakles Ziel nicht wirklich klar. Es mangelt an einem inneren Konflikt, der ihn antreibt. Stattdessen wirkt er wie ein kampfwütiger Youngster, der mit dem Kopf durch die Wand will. Das ermöglicht über die meiste Zeit hinweg auch keine wirkliche Charakterentwicklung. Erst nach der bitteren Enttäuschung, die Herakles zum Schluss des Stückes erfährt, durchlebt er die lang erwartete charakterliche Wandlung zum Helden. Zudem wird nicht ausreichend darauf eingegangen warum Herakles die Aufgaben überhaupt so einfach erfüllen kann. Klar, jeder weiß, dass Herakles Götterkraft besitzt. Es wird aber vor Bewältigung der Aufgaben nicht ausreichend etabliert, wie stark der angehende Held wirklich ist. Diese leichte Schwäche kann durch Hagenauers sympathische Performance verziehen werden. Großes Lob gebührt dem Bühnenbild: Die kantigen Strukturen erinnern an abstrahierte Tempelsäulen, auf die unterschiedliche Muster projiziert werden. Dies ermöglicht beispielsweise den schnellen, unkomplizierten Szenenwechsel vom irdischen Theben zum Olymp. Der Auftritt des Göttervaters Zeus (Bernhard Majcen) wirkt durch die in Nebel versunkende Plattform besonders eindrucksvoll, als würde er auf einer Wolke stehen. Die Kampfszenen zwischen Herakles und den diversen Ungeheuern werden teichoskopisch vom Götterboten Hermes berichtet oder durch Geräuschkulissen angedeutet. Dieses altbewährte Konzept wird insbesondere bei der Schlacht um den Olymp sehr eindrucksvoll umgesetzt: es donnert und blitzt, die Bühne ist in blutrotes Licht getaucht. Da können andere martialischen Szenen, wie z.B. der Kampf gegen den Löwen nicht ganz mithalten. Gekleidet in die Kostüme von Valentina Mercedes Obergantschnig werden die Kontraste zwischen den Olympbewohnern und den Menschen herausgearbeitet. Zeus wirkt wie ein Rockstar in Weiß, ebenso wird auch Heras himmlische Erscheinung durch eine Robe ganz in weiß unterstrichen. Alkmene und Amphitryon indes wirken sehr irdisch banal. Die modern gehaltenen Kostüme funktionieren auf diese Weise sehr gut. Erfrischend ist auch die Distanzierung vom antiken griechischen Flair. Daher irritiert leider der durch Herakles Kostüm erzeugte Stilbruch. Dieses ist im Gegensatz sehr klassisch orientiert und bewirkt eine gewisse Inhomogenität, die möglicherweise gewollt erscheint, aber trotzdem zu stark kontrastiert.

„Herakles. Ein Haufen Arbeit“ ist eine humorvolle und sympathische Inszenierung des altbekannten Stoffes und verspricht trotz kleiner Schwächen ein kurzweiliges Theatererlebnis.

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Darsteller:innen: Bettina Schwarz/Leila Müller, Christoph Hagenauer, Bernhard Majcen und Ingo Paulick | Buch und Regie: Roman Freigaßner-Hauser | Bühne: Thomas Garvie | Kostüme: Valentina Mercedes Obergantschnig | Musik: Josch Russo

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