Mira Lobe – Live Hörspiel reloaded
WUK | Marika Rainer, Dieter Stemmer und Yvonne Zahn | nach Mira Lobe | 5+ | von Lisa Müller
Ein Schwein als feine Dame? Mira Lobes Gedicht „Das quiek-fidele Borstentier“ erzählt von der abenteuerlichen Reise eines Schweinchens. Das entlaufene Tier flunkert sich in vornehme Roben gekleidet durch die gehobenen Kreise. Das geht nur solange gut, bis der Schwindel durch die fehlenden Tischmanieren auffliegt.
Marika Rainer und Dieter Stemmer gestalten unter der Regie von Yvonne Zahn ein Live-Hörspiel mit Knalleffekten. Requisiten wie Partyhütchen, Discokugel und Glitzervorhang lassen bereits Partystimmung erahnen – ein Versprechen, das gehalten wird. Sopranistin Marika Rainer trägt den Text mitreißend vor, die Handlung wird von einfachen darstellerischen Mitteln ausdrucksvoll unterstrichen. Währenddessen sorgt Jazzpianist Dieter Stemmer am Keyboard für die passende akustische Untermalung. Höhepunkt der Handlung ist der Auftritt des Schweinchens in der Oper. Dabei begeistert Marika Rainer mit einer schwungvollen Gesangseinlage. Da das Zielpublikum noch im Vorschulalter ist, erscheint es jedoch nicht sinnvoll in englischer Sprache zu singen. Immerhin lässt das Schwein seine Begeisterung und Liebe zur Musik gerade enthusiastisch verlauten. Diese Botschaft dürfte den meisten Kindern aufgrund der Sprachbarriere nicht wirklich zugänglich gewesen sein. An dieser Stelle wäre das Live-Hörspiel auch bereits abgerundet gewesen.
Nach der Gesangseinlage schließt sich mit „Hokuspokus in der Nacht“ ein weiteres, sehr viel kürzeres Gedicht von Mira Lobe an. In diesem Gedicht geht es um ein Haus, dessen Bewohner eigentlich bereits tief und fest schlafen sollten. Aber nichts da mit der nächtlichen Ruhe! Stattdessen sorgt jeder der Hausbewohner für ordentlich Krach. Auch dieser Teil des Stücks ist sympathisch und liebevoll gestaltet, kann aber das junge Publikum nicht gleichermaßen fesseln. Nachdem man für die meiste Zeit des Stücks mit dem Schwein mitgefiebert und mitgelacht hat, fällt es leider schwer, sich jetzt auf eine neue Handlung einzulassen. Es wäre notwendig gewesen, den erzählerischen Neuanfang beispielsweise in Form eines Kostümwechsels stärker zu verdeutlichen und so auch den Erzählbogen neu zu spannen, oder aber ganz darauf zu verzichten. Trotz des kurzen Abflauens der Spannung, endet das Stück mit einem Knall. Mit Disco-Kugel und Konfetti-Kanone wird das junge Publikum dazu aufgefordert den Twist auf der Bühne mitzutanzen. Das lässt es sich nicht zweimal sagen und ist außer Rand und Band. Der Glitzervorhang muss leider dran glauben und wird verzückt in Fetzen gerissen. Die Discokugel überlebt den Begeisterungssturm. Schwein gehabt!
Spiel & Gesang: Marika Rainer | Livemusik & Spiel: Dieter Stemmer | Inszenierung: Yvonne Zahn