/// von William Gibson, Deutsch von Andreas Pegler /// Theater der Jugend /// 11+ /// Theresa Luise Gindlstrasser ///
Helen Keller, und die gab es wirklich, hat von 1880 bis 1968 in den USA gelebt, wurde im Alter von zwei Jahren taub und blind. Ihre Lehrerin Anne Sullivan brachte ihr zur Verständigung mit der Umwelt das Alphabet für Gehörlose bei, das sie ihr in die Handfläche buchstabierte. Später sollte Keller eine Autorin werden und sich für die Rechte Unterdrückter einsetzen. Ihre Biographie wurde 1962 verfilmt.
Im Theater der Jugend ist nun eine Bühnenadaption des Stoffes zu sehen. Die fünf Figuren (Helen, Anne, Mutter, Vater, Hausangestellte) sind dabei in der Regie von Sandra Cervik in einen wandelbaren Raum von Nathalie Lutz hinein arrangiert. Ein Baum mit Schaukel dominiert das Bild zu jeder Zeit. Kostüme, Verhalten und Rollenmuster versuchen eine historische Korrektheit. Sowohl was die Beziehung zwischen dem Elternpaar angeht, als auch deren Beziehung zur afroamerikanischen Hausangestellten, deren Position überhaupt nicht Thema wird.
Dies aber nur am Rande. Denn eigentlich wird vor allem die Geschichte von Helen und Anne erzählt. In raschen Szenenabfolgen ergibt sich über vielerlei Gefühlsausbrüche schließlich eine magische Situation: Maresi Riegner versteht in der Rolle der Helen plötzlich den Zusammenhang zwischen den Dingen und den Namen, die ihr von Anne in die Hand geschrieben werden. (Die heimliche Protagonistin der Produktion: Die Sprachphilosophie.) Und Riegner liefert sich eine beeindruckende und ausdauernde Anstrengung um den Weg dorthin darzustellen. Dermaßen in eben diese Darstellung versunken, scheint es teils unmöglich, dass Riegner noch was anderes als Helen wäre. So ein kraftvoll taumelndes Spiel, das ist etwas beeindruckendes!
Regie: Sandra Cervik, Bühne und Licht: Nathalie Lutz, Kostüme: Susanne Özpinar, Musik: Matthias Jakisic, Gebärdencoach: Liselotte Palecek, Dramaturgie: Yvonne Zahn. Mit: Maresi Riegner, Felicitas Franz, Stephanie K. Schreiter, Uwe Achilles, Lynne Williams.