von Lilly Axster /// Dschungel /// 6+ /// Theresa Luise Gindlstrasser ///
Uraufgeführt 1996, erlebt das Theaterstück „Wenn ich groß bin, will ich frau*lenzen“ von der vielfach ausgezeichneten Autorin Lilly Axster derzeit eine Neuauflage am Dschungel Wien. Verena Koch inszeniert den über 20 Jahre alten Text, die Uraufführungs-Regisseurin Corinne Eckenstein übernimmt die Choreografie. Inspiriert von der Wortschöpfung „frau*lenzen“ der feministischen Sprachwissenschafterin Luise F. Pusch, lässt Axster inmitten einer „Wer ist die Schönste im ganzen Land?“-Ellbogen-Mentalität so etwas wie Frauen Solidarität entstehen. Busen an Busen, heißt es da.
Dem etwas angestaubten didaktisch-feministischen Impetus des Textes stellt Bühnenbildner Vincent Hendus eine mit allen Seifenblasen und sonstigen Überraschungen gewaschene Action-Bühne gegenüber. Johanna ist allein zuhause und das Telefon klingelt. Schauspielerin Ida Golda zuckt erschrocken vor dem sich plötzlich von Geisterhand öffnenden Kasten zurück. Ihre Puppe wird lebendig und Jeanne-Marie Bertram stelzt mit klimpernden Augen in die Szene. Gemeinsam spielen sie Königinnen und entwickeln einen spielerischen Umgang mit Sprache. Zum Beispiel: „Wir haben die Konterrolle und können beschießen, was wie gehört und wie fein soll“. Leider wurden die Buchstabendreher sprachlich nicht sauber gearbeitet, so verkommen die Witze zum bloßen unverständlichen Gemurmel.
Auch dramaturgisch bleibt einiges auf der Strecke. So taucht am Anfang eine Königin auf, die von zwei Königinnen spricht, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht etabliert wurden und sich erst später als Johanna und Puppe identifizieren lassen. Bei diesem Verwirrspiel hilft es auch nicht, dass Bertram über die 50 Minuten hinweg immer wieder von der Puppe abgewechselt wird oder dass Golda übergangslos zwischen der Darstellung von Johanna und dritter Königin wechselt. Wer wann welche Königin ist, warum die eine mit den beiden anderen ein Problem hat und was das Zauberwort „frau*lenzen“ mit all dem zu tun hat, das zu erzählen bleibt der Text dem Publikum schuldig.
Unbeschadet von der etwas aufgesetzten Story entwickeln Golda und Betram ein charmantes Spiel miteinander. Immer wieder verschwinden sie hinter der Kastenwand und lassen „von Geisterhand“ neue zauberhafte Bilder entstehen. Quakende Frösche und zig goldene Kugeln, die über den Bühnenboden kullern. Kasteninnenräume, in denen mal jemand sitzt und dann wieder nicht. Wahrlich märchenhaft! Und so kommt das Zauberwort „frau*lenzen“ doch noch zu einem Recht. Als Chiffre für eine Welt der spielerischen Machtausübung. Lang lebe die Königin!
Autorin: Lilly Axster | Regie: Verena Koch | Bühne, Kostüm: Bianca Fladerer | Bühnenbau: Vincent Hendus | Sounddesign: Björn Büchner | Choreografie: Corinne Eckenstein | Darstellerinnen: Jeanne-Marie Bertram, Ida Golda