„Christiane F.“ (theater.wozek) ///

Marlene Groihofer ///

Mit dem Stern-Bestseller „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ wurde das Drogenschicksal der Christiane F. einem Millionenpublikum bekannt. Derzeit ist die Geschichte der heroinsüchtigen Jugendlichen auf der Bühne des Dschungel Wien zu sehen.

„Christiane F.“ heißt das Stück, inszeniert wurde es von Karl Wozek (theater.wozek). Das Buch ist wichtiger Bestandteil der Inszenierung. Anstatt es nur darstellen oder ausklammern zu wollen, bezieht Wozek die Ursprungs-Quelle der Geschichte aktiv ins Stück
mit ein, -nicht jedoch ohne sie mit aktuellen Infos zum Leben der Christiane F. zu würzen. „Meine Mutter ist unwirklich“, sagt so der Sohn von Christiane F. gleich zu Beginn. Unwirklich erscheint die Figur der Christiane F. auch dem Zuseher das ganze Stück hindurch. Sie ist wenig authentisch und damit wenig glaubwürdig, schwebt ein bisschen zwischen Persiflage und überspielter Ernsthaftigkeit. Es fällt schwer, ihr ihre Gefühle abzukaufen. Immer wieder wird der Zuseher aus der Geschichte herausgerissen. Es soll der Schein erweckt werden, man befinde sich doch nur auf einer Theaterprobe. Was anfangs als eine nette Auflockerung für Zwischendurch erscheint, eskaliert am Ende in einem der Geschichte aufgedrückten Alternativschluss. Svetlana aus Bosnien fällt aus ihrer Rolle als Christiane und hält einen 15-minütigen Monolog über ihr eigenes Schicksal, das jenem der Christiane F. verblüffend ähnelt. Da wird jetzt alles was geht an Problemen hineingepackt, sich gelangweilt und am Ende herrscht Verwirrung: Was war das? Wen interessiert Svetlana?

Schräg über den Bühnenboden verläuft eine große schwarze Straße. Im Hintergrund eine Leinwand, links ein Stück grüner Rasen. Auf der anderen Straßenseite ist der Boden mit Papierfetzen übersät, eine Toilette steht im Raum, eine verwüstete Matratze liegt da wie verloren. Ein Schild auf dem „Sound“ geschrieben steht hängt an der Rückwand. Die räumliche Aufteilung ist durchaus gelungen. Vom schönen grünen Rasen geht es für Christiane F. zum mit Edding beschmierten WC in die Stadt. Amüsant auch die Einleitung ins Stück durch Christianes Sohn, der die Kindheit seiner Mutter zu Beginn mithilfe von Spielzeugdarstellern vor der Kamera inszeniert. Letztendlich bleibt „Christiane F.“ im Dschungel aber allen kleinen Freuden zum Trotz ein eher von gemischten Gefühlen überschattetes Theatererlebnis.

weitere Kritiken:

Sie hat schon was geleistet, sie hat überlebt /// Reinhard Strobl

Hinter den Kulissen der Kinder vom Bahnhof Zoo /// Sara Schausberger

Christiane F. /// Sarah Wimmer

Premiere: 24.11.2010 – Dschungel Wien – theater.wozek

Konzept, Regie: Karl Wozek; Darsteller_innen: Robert Kahr, Marion Rottenhofer, Sandra Selimovic, Charly Vozenilek

Von Nora

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