„channel troy“ (Kernzone100) ///
4YEO – For Your Entertainment Only /// Reinhard Strobl ///
Facebook, Twitter, Youtube, Youporn, World of Warcraft, Second Life und und und werden von der Gruppe „Kernzone100“ in ihrem Stück „channel troy“ thematisiert. Aufgrund der Fülle an Themen – von den Problemen der Figuren gar nicht zu reden – ein schier unmögliches Unterfangen, dass zum Scheitern verurteilt ist.
„Willkommen bei ‘channel troy’, der kontroversen Real-Web-live-Show.“ Wir befinden uns in einem Studio, wo besagte TV-Show gerade produziert und aufgezeichnet wird. Das Konzept ist einfach: Zwei Männer und zwei Frauen chatten miteinander, wobei dann das Publikum den/die Sieger/in kürt. Warum man das Medium Fernsehen als narrativen Background braucht um ein Stück über Realität und Virtualität des Internets zu machen, erschließt sich mir genauso wenig, wie der Name der Show „channel troy“ – auch wenn die Nicknames der Protagonisten dann Penthesilea, Helinos, Andromache und Hektor sind. Doch abgesehen von den Wirren des trojanischen Krieges, erfährt man zumindest auch wer die eigentlichen Personen hinter diesen Alter Egos sind. Oder eben auch nicht, weil einer sein Profil gefälscht hat und eigentlich oder sogar tatsächlich Schauspieler ist. Dadurch wird dann noch das Verschwimmen von Realität und Fiktion im Theater kurz angeschnitten, da Hektor also Bernd also eigentlich die Figur im Stück als auch der Schauspieler Florian Tröbinger heißen.
Das ganze Stück strotzt nur so von verschiedenen Ebenen, Konzepten, Ideen und Referenzen – die eigentliche Erkenntnis, die anhand der unzähligen Video Chat-Zuspielungen deutlich wird, nämlich, dass die tatsächlich Anwesenheit der Darsteller auf der Bühne ein nicht zu vernachlässigendes Grundprinzip des Theaters ist, wirkt dabei wie ein zufälliges Nebenprodukt. Interessanter wäre wohl die Konzentration auf einzelne Aspekte gewesen, aber die Künstlichkeit der Internetsprache und die Oberflächlichkeit in „Ich mag dein Profil Komma kannst du mir was ganz Persönliches über dich sagen Fragezeichen“ wird sofort von einer weiteren Ebene überlagert: „Hey Komma das geht nicht so einfach Komma die im Fernsehen schauen zu“.
Premiere: 10.3.2012 – DasWerk – Kernzone100
Konzept: Kernzone100; Regie: Frauke Steiner; Dramaturgie und Textbearbeitung: Claudia Tondl; Mit Naemi Latzer, Gina Mattiello, Ruth Ranacher, Patrick Rothkegel, Bernadette Strobl, Judith Klara Thaler, Florian Tröbinger