johanna (c) moritz bleichl

„Johanna“ (Dschungel Wien) ///

K(l)eine Geschichtsstunde oder davon wofür es sich zu kämpfen lohnt /// Tomáš Mikeska ///

Wer war Johanna von Orleans? Eine verschulte Frage die nur unnützes Wissen abruft. Zumindest solange dieses nicht auf jede/n von uns und unsere Zeit bezogen wird. So unternimmt die Autorin & Regisseurin Cornelia Rainer mit „Johanna“ keine dynamische Zeitreise ins kriegerische Frankreich des 15. Jahrhunderts, sondern schafft es anhand der bekannten Figur aus Zeit- & Geistesgeschichte die unmessbare Bedeutung des Glaubens in der Heutigen Zeit zu vermitteln: des Glaubens an Sich selbst.

Nur am Rande erzählt Cornelia Rainer „historische“ Ereignisse rund um das Leben der heiligen Jungfrau von Orleans und das überzeugt. Keine unnützen Details, die zum Gähnen verleiten, keine Bedeutungsleere aufgezählter geschichtlicher Fakten. Dafür dient die Überfigur Johanna, auf der Bühne des Dschungel Wien, mehr als ein Sinnbild für Mut und Entschlossenheit sowie stets der eigenen, inneren Stimme zu folgen.

Dank gelungener Kontextualisierung wird die Ikone Jeanne D’Arc wieder menschlich und so auch zu einem und jedem Mädchen von Heute. Szenisch erfrischend gelöst, schlüpfen die 4 Darstellerinnen abwechselnd in die Rolle von Johanna – der menschlichen Heiligen, einer Getriebenen und Verurteilten. Gleichzeitig schaffen sie auch eine Verbindung zum unerkannten Spiegelbild jedes verunsicherten Mädchens und Jugendlichen von Heute, einer Johanna. Einer Heldin, der Vergangenheit und des Alltags, denn womöglich muss sich jede/r von uns schon Morgen als Held und Heldin beweisen können. Sei es in der Schule, beim Bewerbungsgespräch, im Job oder vor einer/m Selbst.

Mit chorischen Dialogen, perfekten Synchronabläufen und viel Ausdauer beeindrucken die Darstellerinnen gleichermaßen und erfahren in der Verurteilungsszene Jeanne’s und der Finalszene auch ihren dramatischen Höhepunkt. Unterstützt von eindringlichen Klängen und gezieltem Spiel mit Lichtverhältnissen auf der Bühne lässt „Johanna“ nicht unberührt sondern zeigt sich zeitgemäß und hoch aktuell.

Premiere: 25. 04. 2013 – Dschungel Wien

Text, Regie: Cornelia Rainer; Regieassistenz: Moritz Beichl; Ausstattung: Nini von Selzam; Bühnenbild- und Kostümassistenz: Stefanie Muther; Tonassistenz: Sebastian Seidl; Komposition: Karl Stirner; Regiehospitanz: Jonathan Achtsnit; Lichtdesign: Hannes Röbisch; Darstellerinnen: Sophie Aujesky, Sophie Behnke, Anna Lisa Grebe, Louise Knof

Von Nora

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