„Die Fortpflanzung der Amöben“
„Die Fortpflanzung der Amöben“ /// Schauspiel mit Songs ab 15 /// Theater Phönix Linz /// Sebastian Rieger ///
Hormone, Alk und Porno-Bingo: Sechs Teenager feiern eine Party. Das Ganze steigt verbotenerweise in der schicken Villa von Gustav (Daniel Feik). Er ist ein überkorrekter Schwächling, der unter der Fuchtel seines reichen Vaters leidet. Ohne dass es einer von beiden wusste, wurde für ihn Mara (Nastasja Winzig) eingeladen. Sie ist eigentlich sehr intelligent und durchsetzungsfähig, kämpft aber mit der fixen Überzeugung, zu hässlich für die Welt zu sein.
Ein Publikum ab 15 Jahren hat sich wahrscheinlich über Sex bereits Meinungen gebildet. Ein Stück dazu hat nun damit zu kämpfen, ihnen noch etwas zu erzählen, ohne dabei einerseits lehrerhaft aufzutreten oder sich peinlich anzubiedern. „Die Fortpflanzung der Amöben“ geht mit dieser Herausforderung eigentlich geschickt um, weil die Dinge einfach, so wie sie sind, gezeigt werden.
Allerdings werden so viele unterschiedliche Themen aufgemacht, dass einige davon nur kurz angerissen wieder vergehen müssen. So können die anderen Teenies nicht viel mehr als eindimensionale Platzhalter sein, die regelmäßig für Pointen und Twists zu sorgen haben – wobei davon auch nicht alles richtig zündet.
Das Stück ist mit mehreren kurzen Songs versehen, die leider nicht gerade Höhepunkte der Aufführung sind. Die Musik, zwischen Brit-Pop und Punk-Rock oszillierend, ist dabei sogar ziemlich toll produziert, findet aber leider zu selten gute Unterstützung durch den Gesang der Darsteller. Am Ende bleiben von den einfachen Lyrics und Choreographien weder besondere Einblicke in das Seelenleben der Figuren, noch überzeugende Impulse für die Handlung.
Was man von „Die Fortpflanzung der Amöben“ gerne mitnimmt, sind vor allem die stilleren Momente rund um Gustav und Mara. Deren unbeholfenen Anbahnungsversuche punkten mit echtem Charme. Und wenn es schließlich endlich einmal richtig zur Sache geht, geschieht das nicht nur geschmackvoll sondern so liebenswert authentisch, wie man es nicht oft zu sehen bekommt.
Premiere: 15. Oktober 2013 – Dschunugel Wien – Theater Phönix Linz
Autorin: Suse Grünau; Regie: Heidelinde Leutgöb; Ausstattung: Renate Schuler; Kompositionen: Gilbert Handler; Songbook: Gilbert Handler, Thomas Holzinger (ostblock rekords); Licht: Christian Leisch; Choreografie: Daniel Feik; Dramaturgie: Julia Engelmayer; DarstellerInnen: Daniel Feik, Leopold Geßele, Beate Korntner, Oskar-Wolf Meier, Lisa Schrammel, Nastasja Winzig