„Die Argonauten“ ///
Das Rabenhof Theater zeigt die griechische Sage in einer Aufbereitung von Vea Kaiser für ein Publikum ab 11 Jahren /// Elisabeth Hochwarter ///
Im alten Griechenland wimmelt es nur so von Göttern und Halbgöttern, die noch dazu allesamt irgendwie miteinander verwandt sind. Die junge Schriftstellerin Vea Kaiser („Blasmusikpop“, 2012) entschlackt die Argonauten-Sage auf wenige Personen und konzentriert sich auf das Menschliche: Wie entwickelt sich ein Mensch? Wie verändert ihn die Liebe? Wie verändert ihn Macht?
Iason sollte König sein, aber sein hinterlistiger Onkel Pelias will ihm die Krone nur überlassen, wenn Iason das Goldene Vlies in den Besitz der Familie zurückbringt. Keine leicht Aufgabe, denn das Goldene Vlies wird am Ende der Welt vom argwöhnischen Barbarenkönig Aietes bewacht. Pelias ist sich sicher: von dieser Reise kommt Iason nicht zurück.
Es schaut auch alles andere als gut aus für den jungen, hoffnungsfrohen Thronanwärter. Zu seinen Gefährten erwählt er zwar den starken Herakles und Orpheus, der mit seinem Gesang Götter und Ungeheuer beschwichtigt, doch die einstigen Helden sind schlecht gealtert. Herakles hat einen „feisten Fettwanst“ und Orpheus ist wegen eines Stimmproblems in Therapie. Das wunderbare Duo mit komischer Note sorgt für einige Lacher, aber eigentlich sind Herakles und Orpheus die wahren Helden des Stücks: sie behalten stets Bodenhaftung und sind wahre Freunde.
Neben der guten Zeichnung der Charaktere und dem durchgängig überzeugenden Schauspiel ist das Bühnenbild als sehr gelungen hervorzuheben.
Einen effektvolleren Part stellt die Meerfahrt der Argonauten samt Hindernissen dar. Barbarenkönig Aietes attackiert eine im Aquarium schwimmende Miniaturversion der Argo. Wie bei einem Voodoo-Zauber überträgt sich der bösartige Angriff mittels ausgetüftelter Projektion auf das Schiff.
Mit Hilfe Medeas, der Tochter des Barbarenkönigs, wird Iason schließlich doch noch König. Aber die Macht verändert ihn: er verstößt seine Freunde und verrät seine Ideale. Sein Volk besänftigt er wie sein Vorgänger: mit Freibier und leeren Versprechen, entlehnt aus dem Österreichischen Wahlkampf. Nur Medea hält noch zu ihm. Aber wie lange noch? Gefühlschaos pur bei den alten Griechen. Die menschlichen Zweifel, Ängste und Macken beim Streben nach Liebe, Macht und Glück bringen uns die Halbgötter, Könige und Zauberer nahe. Spannend, unterhaltsam, mitreißend.
Premiere: 14. Jänner 2014 – Theater Rabenhof
Text: Vea Kaiser; Regie: Roman Freigaßner; Ausstattung: Heike Mirbach; Darsteller_innen: Nancy Mensah-Offei, Markus Kofler, Kai Maertens, Sebastian Pass, Nicki von Tempelhoff
Foto: (c) Pertramer